Abiturjahrgang 2021 geehrt

Zum zweiten Mal war eine feierliche Abi-Zeugnisfeier durch Corona-bedingte Einschränkungen geprägt: Anstelle einer großen Feier mit vielen Gästen hatte sich der Jahrgang auf drei Gruppen zu je 30 Abiturient:innen aufgeteilt, die jeweils zwei Gäste mitbringen durften. Auch dieses Mal betrafen die Einschränkungen jedoch nur organisatorische Notwendigkeiten: von einem „Corona- Abitur“ konnte keine Rede sein, als am 17. 7. in der Aula des Schulzentrums die Absolventinnen und Absolventen gewürdigt wurden.

 

Während der einleitenden Darbietung des Coldplay- Hits “Clocks” durch ein Oberstufen- Streichensemble unter der Leitung von Julia Ruch wurden Kinderbilder und aktuelle Bilder der Abiturient:innen eingeblendet und sorgten schon vor der offiziellen Begrüßung für manches Schmunzeln und Kichern.

 

Als erstes richtete der stellvertretende Schulleiter, Aziz Iqbal, das Wort an die Festversammlung. Stolz verkündete er, dass am Max-Born-Gymnasium gleich viermal die Bestnote 1,0 vergeben werden konnte. Alle Kandidat:innen, die zum Abitur zugelassen worden waren, hatten es auch bestanden, und der Durchschnitt von 2,1 am Max-Born-Gymnasium kann sich auch im überregionalen Vergleich sehen lassen.

In seiner Rede schlug Iqbal nicht nur einen Bogen aus der fernen Vergangenheit in die Zukunft, sondern verband auch mitteleuropäisches Denken mit Philosophien anderer Kulturen. „Erwerbt Wissen, selbst wenn dafür eine Reise nach Fernosten unabdingbar ist”, zitierte er einen arabischen Gelehrten des 6. Jahrhunderts, aus der goldenen Zeit der Persisch-Arabischen Hochkultur der Wissenschaft und Forschung. Damals waren Bibliotheken Pilger-Orte, Quelle des Wissens für Forschende der Zeit, und viele Lernwilligen aus dieser Zeit mussten in der Tat große Strapazen auf sich nehmen, um Wissen zu erwerben. Während die Schülerinnen und Schüler des Max-Born-Gymnasiums „keine andere Wahl” hatten als sich auf eine Reise zum Wissen zu begeben, gab Iqbal zu bedenken, auch im 21. Jahrhundert sei der Schulbesuch auf dieser Welt keine Selbstverständlichkeit.

 

“Keine andere Wahl” hatten die Abiturientinnen und Abiturienten auch nicht, als die Corona-Pandemie die Welt radikal veränderte. Iqbal lobte das Durchhaltevermögen und die psychische Stärke, die die jungen Menschen gezeigt haben, während ihr Leben von der Pandemie durchgeschüttelt wurde. Präsenzunterricht, Distanzunterricht, Wechselunterricht in verschiedenen Phasen und Mischungen, daheim isoliert, mit beschränkten Möglichkeiten der Freizeitgestaltungen, ungewohnten Abläufen, abgesagter Studienfahrt, und nicht zuletzt einem stark eingeschränkten Sozialleben – auf viele Dinge, die diese wichtige Lebensphase normalerweise prägen und zu einer besonderen Zeit machen, musste dieser Jahrgang verzichten. Stattdessen haben die jungen Menschen ihr Leben neu strukturiert und das individuelle Lernen perfektioniert, in kürzester Zeit Technik und Methodik des Onlinelernens erarbeitet, und diese herausfordernde Zeit rundum erfolgreich bewältigt. Dafür sprach Iqbal ihnen seinen großen Respekt aus.

 

Herausforderungen gab es allerdings auch für die Lehrpersonen, denen Iqbal ebenfalls seinen Dank und Respekt für ihr Engagement und ihre Flexibilität im Umgang mit immer neuen Vorgaben und Randbedingungen aussprach. Hierfür hatte der Schulträger beste technische Möglichkeiten bereitgestellt, besonders die digitale Ausstattung der Klassenräume und die Versorgung der Lehrpersonen mit iPads. Iqbal richtete seinen persönlichen Dank an den anwesenden Bürgermeister Frank Volk, dem es ein Herzensanliegen war, an der Feier dieser „ersten großen Prüfung dieser jungen Menschen“ teilzunehmen, wenngleich er in Anbetracht des gestrafften Zeitplans von dreimal einer Stunde auf ein Grußwort verzichtet hatte.

 

Auch einige Denkanstöße gab Iqbal den jungen Erwachsenen mit auf den Weg. So mahnte er in Anbetracht der sich veränderten Gesellschaft Respekt im Miteinander an. Hier zitierte er den ehemaligen Fußballprofi Gerald Asamoah: „Manche Menschen spüren es nicht, dass sie durch ihre verbalen Äußerungen anderen Menschen wehtun“.  Auch hier den Wert der Bildung betonend, schloss Iqbal: „Wissen ist das einzige Instrument, das einen in die Lage versetzen kann, die Gefühle der Mitmenschen nachzuvollziehen.” Hierin liege die Basis für respektvollen Umgang miteinander.

Auf der Münze, die für die drei besten Abiturleistungen vergeben wurde, ist ein Ausspruch von Sophie Scholl aufgeprägt: „Ein Gefühl, was Recht und Unrecht ist “. Auch diesen moralischen Kompass wünschte Iqbal den jungen Menschen für ihre zukünftigen Schritte im Erwachsenenleben. Abschließend zitierte er den US-Libanesischen Philosophen Khalil Gibran: “Niemand kann euch etwas eröffnen, das nicht schon im Dämmern eures Wissens schlummert.”

 

Die Scheffel-Preisträgerin Leonie Burkhardt stellte ihre Abiturrede unter das Motto eines Sprichworts: „Beurteile nie ein Buch anhand seines Einbands.“ Dies übertrug sie auf ihre Mitschüler:innen, die einander mit vielen Erlebnissen besser kennengelernt haben als nur die äußere Erscheinung. Burkhardt blickt auf die vergangenen Monate und Jahre zurück.

Das MBG, eigentlich „nur eine Bildungseinrichtung”, ist für Leonie und ihren Jahrgang “Bestandteil unserer Jugend” geworden. „Ein Ort, an dem wir Freundschaft geschlossen haben, über uns hinausgewachsen sind, an unserer Zukunft geschmiedet, Träume und Hoffnungen entwickelt haben.“ Sie dankte allen, die diesen Ort zu einem solchen Lebensraum gemacht haben, allen voran den Lehrpersonen, die „Bildungsauftrag und Menschlichkeit“ vermittelt hätten, die „größten unbesungenen Helden unserer Zeit”, denen sie für Engagement und Leidenschaft dankt.

Für die zweite Gruppe folgte auf die Rede der Abiturientin ein besonderer Genuss: Benedikt MacGregor-Millar verzauberte am Flügel mit dem zweiten Satz von Beethovens Pathétique-Klaviersonate.

 

Oberstufenberater Florian Günzel verlas im Anschluss die Namen der Abiturient:innen, die auf der Bühne ihre Zeugnisse entgegennahmen und in vielen Fällen auch schulinterne und externe Preise für herausragende Leistungen in den verschiedensten Bereichen erhielten. Eva Hantmann und Anna Reinhold dankten im Namen des Abiturjahrgangs besonders dem Oberstufenberater Florian Günzel und dem stellvertretenden Schulleiter Aziz Iqbal für ihre hervorragende und umsichtige Betreuung und Unterstützung in den turbulenten Oberstufenjahren. Ihren Dank für die Unterstützung während ihrer ganzen Schulzeit richteten sie auch an Schulleiter Joachim Philipp, der leider nicht persönlich anwesend sein konnte.

 

Im Namen der Eltern ergriff Elternbeiratsvorsitzende Eva- Maria Krämer das Wort. Mit einem Zitat der Popgruppe Unheilig, „Geboren um zu leben, für diesen einen Augenblick“ skizzierte sie die Elternperspektive. Waren die heutigen jungen Erwachsenen nicht gerade eben dem Windelalter entwachsen und stehen nun mitten im Leben, dessen ersten wichtigen Abschnitt sie erfolgreich hinter sich gebracht hatten? Gemäß Goethes Sinnspruch „Man feiere nur, was glücklich vollendet ist“ gratulierte sie zur Vollendung der Schulzeit und wünschte fröhliches Feiern.

Im Namen des Freundeskreises sprach dessen Vorsitzender Synco de Vogel ein Grußwort. Er wollte „100 Monate am Max-Born-Gymnasium nicht auf 15 Monate Pandemie reduzieren“, sondern richtete seine Aufmerksamkeit auf „1000 weitere Geschichten und schöne Dinge, die euch mal an die Schule erinnern werden.“ Gemäß Hemingway werde merkwürdigerweise die Schulzeit trotz aller Krisen und Herausforderungen einmal die „gute alte Zeit“ sein.

Ein extra eingerichteter Abitur-Mini-Chor unter der Leitung von Sabine Krings mit Alvaro Blumenstock am Flügel besang den Tatendrang und den Lebensmut, der allen Widrigkeiten entgegensteht, mit dem Queen-Hit „Don’t stop me now“, der die Feier würdig beschloss.
(We)

 

Digitale Dialoge – „Ask the curator“ und „Was ist eigentlich ein Bild?“

Die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass Lehren und Lernen zeit- und ortsunabhängig stattfinden kann. Die Rückkehr in den Präsenzunterricht stellt daher zwangsläufig allen am Schulleben Beteiligten die Frage, wie man die Erfahrungen und Erkenntnisse der letzten Monate auch in Zukunft sinnvoll in den Schulalltag integrieren kann. Eine Möglichkeit könnte die virtuelle Vernetzung mit außerschulischen Partnern und Expert:innen sein, die schnell und unkompliziert zu sogenannten „Digitalen Dialogen“ in den Unterricht eingeladen werden können. Hierbei treten Schüler:innen während des Unterrichtes über ein Videokonferenztool mit außerschulischen Partnern oder Expert:innen in Kontakt und tauschen sich mit diesen zu bestimmten Themen aus. Der Leistungskurs Bildende Kunst K2 führte gemeinsam mit dem Kunstlehrer, Frédéric Briend, Ende Juni 2021 gleich zwei „Digitale Dialoge“ durch. Das erste virtuelle Treffen fand mit Dr. Sebastian Baden, Kurator für zeitgenössische Kunst, Skulptur und Neue Medien an der Kunsthalle Mannheim, sowie Dr. Dorothee Höfert, Leiterin der Kunstvermittlung, statt. Themen des gemeinsamen Austausches waren u.a. das Kuratieren von virtuellen und analogen Ausstellungen im musealen Kontext sowie die Veränderung der Museumslandschaft durch die Corona- Pandemie. Dr. Sebastian Baden berichtete den Schüler:innen ausführlich von den vielen Herausforderungen, die bei der Planung und Umsetzung einer Ausstellung als Kurator bewerkstelligt werden müssen. Auf die Frage von Camila, inwiefern sich die Auswirkungen der Corona-Pandemie auch in der Kunsthalle Mannheim bemerkbar machen, berichtete Frau Dr. Dorothee Höfert überwiegend von den vielen positiven Erkenntnissen und Erfahrungen, wie z.B. Online-Führungen oder virtuelle Museumsbesuche, die, obwohl die Kunsthalle Mannheim im Bereich „Digitalisierung“ als Kunstmuseum ein Vorreiter in der Region ist, erst durch die Schließungen der Kunsthalle während der Lockdowns verstärkt konzipiert und angeboten worden sind. Dr. Sebastian Baden ergänzte, dass auch die Kunsthalle Mannheim in Zukunft ihr digitales Angebot für Besucher:innen ausbauen wird, zumal die Kunsthalle Mannheim gemeinsam mit dem Kunstmuseum Stuttgart für die Entwicklung digitaler Projekte seit Beginn des Jahres 2020 vom Fonds Digital der Kulturstiftung des Bundes gefördert wird. „Vom Werk zum Display“, so der Titel des geförderten Projektes, soll in den nächsten Jahren experimentelle Formate konzipieren, die das Potenzial digitalen Kuratierens und Vermittelns ausschöpfen. Trotz der vielen neuen und zukünftigen digitalen Möglichkeiten waren sich am Ende des virtuellen Treffens alle einig, dass das museale Ausstellungserlebnis vor Originalen auch in Zukunft eine Bereicherung für außerschulische Veranstaltungen bleiben wird.
Nur wenige Tage nach dem ersten digitalen Dialog fand bereits ein zweites virtuelles Treffen statt. Dieses Mal traf der Leistungskurs während des Unterrichts online den Künstler Tobias Hantmann. Der 1976 in Kempten geborene Maler studierte an der Kunstakademie Düsseldorf und an der Hochschule der Künste Berlin, wo er bei Georg Baselitz Gaststudent war. Hantmann, der während der Veranstaltung in seinem Berliner Atelier saß, berichtete zunächst von seinem künstlerischen Werdegang, seiner Arbeitsweise sowie künstlerischen Intention und präsentierte den Schüler:innen ein breites Spektrum an Malereien, die in den letzten Jahrzehnten entstanden sind. Besonders spannend für die Schüler:innen war dabei seine künstlerische Auseinandersetzung mit dem Thema „Landschaft“, da eines der aktuellen BK-Schwerpunktthemen der Kursstufe sich ebenfalls mit dieser Thematik beschäftigt. Hantmann entwickelt seit mehreren Jahren verschiedene Werkgruppen, die grundlegende Fragen zu Malerei und Bildern stellen und deren Bedingungen untersuchen. Hierbei interessiert ihn auch die unterschiedliche Material- und Oberflächenbeschaffenheit seiner Bildträger. So malte er u.a. Lichtreflexionen auf die Böden von Kochtöpfen, monochrome Farbflächen auf großformatiges Schleifpapier oder Stadtansichten in die Oberfläche von Veloursteppichen. Eindrucksvoll berichtete Hantmann von einem gelben Teppich, auf dessen Flor der Velours-Oberfläche er mithilfe verschiedener Werkzeuge wie Pinsel, Nägel oder Linealen die Wasserfontänen des Freudenstädter Marktplatzes nach einer Fotovorlage gekämmt hat. Diesen Teppich nahm Hantmann mit auf einen road-trip durch Deutschland, Österreich, Slowenien und Kroatien, um das Bild mit Rahmen und Beleuchtung an verschiedenen Orten im Freien auszustellen.
Im Anschluss an seine Präsentation trat Hantmann mit den Schüler:innen in einen 60-minütigen Dialog und beantwortete zahlreiche Fragen der Schüler:innen – sowohl zu seinem Leben als freier Künstler und seinen Arbeiten als auch zu den Aufnahmekriterien sowie den Abläufen eines Kunststudiums. Dabei kam auch die Frage auf, ob man sich heutzutage als Künstler in einer Kultur der Digitalität nicht zwangsläufig noch intensiver mit der Frage auseinandersetzen muss: „Was ist eigentlich ein Bild?“

TASTE-Logo-Wettbewerb: Beste Einsendungen ausgezeichnet

“Weiter so, Ihr seid Klasse!” – Begeistert betrachtet Dr. Inge Thiering die Gesichter der versammelten Jugendlichen. Dass sie in diesem Schuljahr eigentlich ein Sabbatjahr genommen hat, um sich auf Dinge außerhalb der Schule zu konzentrieren, hat sie nicht davon abgehalten, ein großartiges Projekt fürs Max-Born-Gymnasium an Land zu ziehen. Die Schule nimmt nämlich an dem Erasmus+ Astronomie-Projekt mit Namen TASTE (Teaching Astronomy at Educational level) teil. Hier vernetzen sich Schulen und Forschungsinstitute aus vier Ländern.

Als erstes brauchte das Projekt ein Logo als Erkennungszeichen. Dieses sollte durch einen Wettbewerb an den teilnehmenden Schulen gefunden werden. Dies sind neben dem Max-Born-Gymnasium noch drei weitere Schulen: das Liceo Scientifico Statale A. Tassoni in Modena (Italien), das Via Tienen in Tienen (Belgien), sowie die Experimental Junior High School in Thessaloniki (Griechenland).

Acht Entwürfe aus Deutschland hatten es in die engere Auswahl des Logo-Wettbewerbs geschafft.

Eine interne Schuljury (bestehend aus dem Kunstlehrer Frédéric Briend und Dr. Thiering) vergab am MBG den 1. Schulpreis, verbunden mit einem vom TASTE-Projekt gesponserten Preisgeld von 100€, an Anezka Kos, den 2. Schulpreis (30€) an Frieda Hillers sowie den 3. Schulpreis (20€) an Meriel Kos.

Die weiteren Platzierungen sicherten sich Flavio Michaels, Milo Little, Jonna Oetter, Lina Straub und Samira Kahveci. „Ich finde die kreativen Ideen ganz toll, und mich hat besonders gefreut, dass wir Entwürfe von der 7. Klasse bis hin zum Abi-Kurs erhalten haben“, so der stellvertretende Schulleiter, Aziz Iqbal, bei der Übergabe der Urkunden.

Die internationale Jury bestand aus den 5 an TASTE beteiligten Forschungsinstituten, nämlich dem  Haus Der Astronomie in Heidelberg, dem CeSDA in Modena, die Koninklijke Sterrenwacht van Belgie in Brüssel sowie die Katholische Universität Leuven (Belgien) und das NOESIS in Thessaloniki.
Am Ende fiel die Entscheidung zugunsten eines Entwurfs aus der griechischen Schule. „Es war wirklich eng, und mehrere der Entwürfe wären sicher geeignete Logos gewesen“, so Dr. Thiering mit einem gewissen Bedauern, dass das Max-Born-Gymnasium nicht den Sieg geholt hat.  

Sie freut sich auf das Projekt, das im kommenden Jahr mit den ersten Schüleraktivitäten richtig durchstarten wird, wenn Thiering wieder „richtig“ in der Schule angekommen ist. (We)

Der Schulsieger-Entwurf von Anezka Kos:

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Das endgültige Logo:
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