Digitize your school Award

Digitalisierung – dieser Begriff ist allgegenwärtig, doch kursieren je nach Gesprächskontext und fachlichem Hintergrund der Gesprächspartner die unterschiedlichsten Vorstellungen davon, was sich hinter dem Schlagwort „Digitalisierung“ verbirgt, bzw. wie diese umgesetzt werden könnte.

Das IT-Kollegenteam des Max-Born-Gymnasiums in Neckargemünd um Max Schwemlein glaubt nicht, dass Digitalisierung etwas Materielles ist, das sich mit finanziellem Aufwand kaufen lässt, auch wenn die Diskussion um Glasfaser oder Kupfer dies signalisiert. Vielmehr wird am MBG „Digitalisierung“ als Bildung, Ausbildung und Erziehung der aktuellen und kommenden Generation von Schülerinnen und Schülern in folgendem Sinne verstanden: Häufig wird die heutige Schülergeneration als digital Natives bezeichnet, doch bringt diese neben der reinen konsumorientierten Anwendung ihrer digitalen Endgeräte relativ wenig verantwortungsvollen Sachverstand und Hintergrundwissen mit. Deshalb ist das Ziel der Digitalisierung am Max-Born-Gymnasium Neckargemünd, die Schülerinnen und Schüler zu digital mündigen Bürgern zu bilden.

Das MBG wurde vor Kurzem mit der Auszeichnung „Digitale Schule“ bedacht und erhielt nun auch den „Digitize your school Award“ mit einem Preisgeld von 20.000€, der von der Metropolregion Rhein-Neckar GmbH und SAP SE am 25./26. Oktober im Rosengarten, Mannheim, auf dem EduAction Bildungsgipfel verliehen wurde. Der Award ging an fünf Schulen der Metropolregion Rhein-Neckar, wobei das MBG das einzige Gymnasium ist. Das Preisgeld wird am MBG für weitere Tablets und Tabletwagen verwendet.

Der Weg des MBG in die Welt der Digitalisierung beginnt nicht erst jetzt, sondern wurde bereits vor einigen Jahren mit einem langfristigen Entwicklungsplan ins Leben gerufen.

Inzwischen verfügt das Max-Born-Gymnasium über zahlreiche baugleiche multimediale Unterrichtsräume, welche den verschiedensten Lernsituationen in allen unterrichteten Fächern gerecht werden: Beamer, Dokumentenkamera, interaktives Whiteboard, Wlan für schuleigene Tablets und private Geräte, ein Desktop PC am Lehrerpult, Internetzugriff mit Jugendschutzfilter und Firewall, Zugriff auf Heimatverzeichnisse, Klassen-Tauschlaufwerke und die hauseigene Schulcloud gehören in den meisten Räumen zur Grundausstattung. Bei Planung und Umsetzung fanden Nachhaltigkeit und Datenschutz besondere Berücksichtigung.

Der Informatikunterricht sowie das neu eingeführte Profilfach IMP stellen eine Besonderheit des MBG dar. Beginnend mit Informatik in Klasse 7, können die Schülerinnen und Schüler in den Klassen 8, 9 und 10 das Fach IMP belegen. Ein Profilfach, welches die Grundbildung der modernen Informationsautomatisierung legt und diese mit der nötigen Mathematik und Physik untermauert – ein wichtiger Schritt um die kommende Generation unserer Gesellschaft nachhaltig im Bereich moderner Technologien zu bilden.

Aktuell nehmen zwei von vier siebten Klassen und zwei von vier achten Klassen unter wissenschaftlichen Begleitstudien am landesweiten Schulversuch „Tablets an Gymnasien“ teil.

Die neue Infrastruktur und das Digitalisierungs-Konzept des MBG wurde von allen Fachschaften sehr wohlwollend aufgenommen und es sind zahlreiche fachspezifische Projekte entstanden, die stets weiterentwickelt werden. Seit diesem Jahr gibt es sogar eine „digitale Sprechstunde“. Hier finden Kolleginnen und Kollegen Ansprechpartner, die einmal pro Woche für Fragen rund um die MBG-interne IT-Infrastruktur zur Verfügung stehen und bei Schwierigkeiten weiterhelfen.

Im wöchentlichen Tablet-Lehrer-Treffen diskutieren Pädagogen die Praxistauglichkeit bereits erprobter innovativer Unterrichtskonzepte und überlegen, wie sich die Erfahrungen auf andere Bereiche transferieren lassen.

Die schuleigene MBG App bezieht alle am Schulleben beteiligten Akteure in einer Kommunikationsplattform ein. Informationen der App sind mit der Schulhomepage synchronisiert. Nutzer der App erhalten Neuigkeiten komfortabel via Push Nachrichten und können jederzeit sämtliche Pläne (Klausurpläne, Speisepläne der Mensa, Termine von Ausflügen, Klassen- und Studienfahrten, Theater- und Museumsbesuche, Ferien und Feiertage, …) einsehen und auch spezifische Rückmeldung geben. Diese App hat inzwischen eine Nutzerzahl von ca. 2500 erreicht, was belegt, dass nahezu alle Schüler und Elternhäuser hiervon Gebrauch machen.

Die myMBG App ist die schuleigene Antwort auf Whatsapp. Denn wenn die Schülerinnen und Schüler zu Datensparsamkeit erzogen und gleichzeitig vor den durch Whatsapp und Konsorten drohenden Gefahren in der Verletzung des Datenschutzes gewarnt werden, so sollte man eine Alternative anbieten können. Unterstütz durch ein deutsches Entwicklerteam wurde die myMBG App entwickelt, in der Eltern, Lehrer, Schüler und weitere am Schulleben beteiligte Personen in Einzel- oder Gruppenchats in Kontakt treten und dabei der Landesdatenschutz berücksichtigt bleibt. Genutzt wird diese App neben der reinen Kommunikation zusätzlich für den unkomplizierten Austausch von Dateien oder zur Abstimmung und Übermittlung von Terminen.

Begriffe wie “game based learning”, digitales Schulheft mit „OneNote“, E-Books erstellen, Lern- und Erklärvideos („Flip the classroom“) sind am MBG keine Fremdworte und ein gezielter Einsatz dieser modernen Methoden und Unterrichtsformen ermöglicht eine Digitalisierung mit Augenmaß – nur dort, wo digitale Methoden Sinn machen und zu einer Bereicherung des Lernens führen.

Auszeichnung: Digitale Schule

Schulleiter Joachim Philipp vom MBG stellt sich mit seinem Kollegenteam wichtigen bildungspolitischen Fragen: „Wie erziehen wir die Kinder und Jugendlichen zu digitaler Mündigkeit? Oder anders ausgedrückt: Was muss Bildung angesichts der Unsicherheiten des digitalen Wandels leisten, damit junge Menschen zu freien, selbstbestimmten und urteilsfähigen Personen heranwachsen können?“ Das vergangene Schuljahr stand ganz im Zeichen der Digitalisierung: Zwei neue, von Kollegen entwickelte Schulapps, eine neue Schulhomepage, die Teilnahme am Tablet-Schulversuch, das kritische Auseinandersetzen mit den Möglichkeiten und Gefahren der modernen technisierten Welt im Rahmen von Präventionsveranstaltungen für Schülerinnen und Schüler sowie Abendvorträgen für Eltern und Lehrer/innen zeigen, wie aktiv sich das Kollegium des MBG in vielen Bereichen mit dem Thema Digitalisierung auseinandersetzt. Den krönenden Abschluss bildete ein umfangreicher pädagogischer Tag mit dem Thema Digitalisierung. Nicht von ungefähr kommt also die Auszeichnung des MBG als „Digitale Schule“.

Ein engagiertes Kollegenteam um Frédéric Briend, Max Schwemlein und Dr. Inge Thiering hat alle Bereiche, die mit dem Thema Digitalisierung am MBG verbunden sind, zusammengetragen und die umfangreiche Dokumentation für die Bewerbung um das Siegel „Digitale Schule“ zusammengestellt. Am MBG wird die Meinung vertreten, dass man die Augen vor neuen Entwicklungen nicht verschließen darf, diesen also offen begegnen muss, Chancen und Gefahren jedoch abgewogen werden müssen – alles mit Augenmaß eben.

Die Ehrung im Bereich der Digitalisierung, die ein wichtiges Standbein des MBG im Rahmen des zweifach ausgezeichneten MINT-Bereichs darstellt, steht unter der Schirmherrschaft der Ministerin für Kultus, Jugend und Sport, Frau Dr. Susanne Eisenmann sowie der Kultusministerkonferenz (KMK).

„Die mathematisch-naturwissenschaftlichen Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler sind Erfolgsgaranten – sowohl für die Schüler als auch ökonomisch betrachtet. Ganz Ähnliches gilt für Fähigkeiten im weiten Feld der Digitalisierung. Daher haben wir ja auch Informatik in der Sekundarstufe eingeführt und werden weiterhin die MINT-Aspekte der Bildung ebenso im Fokus behalten wie Wissen und Fähigkeiten im Umgang mit der Digitalisierung. Dies geschieht perspektivisch mit einem MINT-Exzellenz-Gymnasium, aber auch jetzt schon ganz grundsätzlich mit Programmen wie Mathe macht stark“, sagt Dr. Susanne Eisenmann, Ministerin für Kultus, Jugend und Sport des Landes Baden-Württemberg.

„Wir haben heute unsere Tablets bekommen und freuen uns sehr auf die vielen neuen Möglichkeiten, die uns dadurch beim Lernen zur Verfügung stehen“, meinten David und Raymond aus der 7b, einer der vier Tablet-Versuchsklassen. Das MBG nimmt am Schulversuch „Tablets an Gymnasien“ teil. Dies ist das größte wissenschaftliche Experiment zur Untersuchung von digitalen Möglichkeiten im Unterricht, das jemals in Europa stattgefunden hat. Mehrmals pro Jahr bekommen die Schüler Besuch von Wissenschaftlern, die den Wissens- und Leistungszuwachs der Tabletklassen mit klassisch unterrichteten Klassen empirisch vergleichen. Der Schwerpunkt des Einsatzes der Tablets liegt zunächst im Geschichts-, Mathematik- und Englischunterricht, doch auch die Kollegen anderer Fächer haben großes Interesse am Tabletunterricht bekundet.

„Unsere 1700 MINT-freundlichen Schulen – so wie andere interessierte Schulen auch – öffnen sich stärker und stärker für die Digitalisierung. Sie wollen Schulentwicklung mit digitaler Transformation verknüpfen. Mit unserem Auszeichnungsprogramm „Digitale Schule“ setzen wir jetzt ein wichtiges Zeichen, um die Schulen auch bei diesem komplexen Thema zu unterstützen. Wir zeigen einen Zielrahmen und die Leitplanken für den Weg auf. Damit sind wir wichtige Brückenbauer für den hoffentlich bald kommenden Digitalpakt Schule und unsere ausgezeichneten Schulen sind die digitalen Vorreiter“, sagt Thomas Sattelberger, Vorsitzender der BDA/BDI-Initiative „MINT Zukunft schaffen!“.

Nicht nur durch die Teilnahme am Tabletversuch und die exzellente mediale Ausstattung der Klassenzimmer, sondern auch durch die Einführung des Profils IMP (Informatik, Mathematik und Physik) ab diesem Schuljahr hat der MINT-Bereich am MBG noch weiter an Innovation und Vielseitigkeit gewonnen – zum Wohle der Schüler, denn: „Mehr und mehr wird die Sicherung der Fachkräftebasis darüber entscheiden, ob wir als Wirtschaftsstandort wettbewerbsfähig bleiben und weiter wachsen werden. MINT-Fachkräften kommt dabei eine Schlüsselrolle zu, die anstehenden Transformationsprozesse in Wirtschaft und Gesellschaft zu gestalten. Der Grundstein dafür wird in unseren Schulen gelegt, die die jungen Menschen dazu ertüchtigen sollen, den Wandel vor allem als Chance und als Gestaltungsaufgabe zu begreifen. Die MINT-freundlichen und die Digitalen Schulen gehen dabei mit innovativen Konzepten voran“, sagt Stefan Küpper, Geschäftsführer Politik, Bildung und Arbeitsmarkt bei den Arbeitgebern Baden-Württemberg.     

Verkehrserziehung

Die Wiesenbacher Schulradlergruppe aus der 5b ist sich einig: „Wir haben viel von den Zehntklässlerinnen Lena und Anja gelernt und fühlen uns jetzt viel sicherer mit dem Fahrrad im Straßenverkehr. Drei Wochen lang wurden wir jeden Morgen begleitet. Das war echt toll!“ Auch den Eltern gibt dies viel Sicherheit. Michael Fröhlich vom Adfc, der die Radmentorenausbildung am MBG organisiert, fände es schön, wenn sich auch aus anderen Gemeinden Schulradlergruppen anmelden würden – es mangelt nicht an Begleiterinnen und Begleitern, sondern an radfahrwilligen Fünftklässlern!

Ende des vergangenen Schuljahres wurden durch den Adfc und die RNV acht Verkehrsbegleiterinnen und ein Verkehrsbegleiter aus den achten Klassen umfangreich ausgebildet. Ob mit Bus und Bahn oder mit dem Rad – es mussten viele Dinge in einer außerschulischen Ausbildung gelernt werden: Neben Übungsinhalten zu den Gefahren im Straßenverkehr und praktischen Übungen wie Straßenbahnfahren auf einer Teststrecke, absolvierten die Schülerinnen unter anderem ein Kommunikationstraining, ein Selbstsicherheitstraining und einen Erste-Hilfe-Kurs. Die Ausbildung umfasst insgesamt 28 Stunden – welche in der Freizeit abgeleistet werden, zum Beispiel auch am ersten Ferientag. Die Schülerinnen und Schüler nahmen auch für sich selbst viel mit und machten zahlreiche wertvolle Erfahrungen auch in der Begleitung der Fünftklässler auf dem Schulweg.

In der fünften Schulwoche erhielten alle fünften Klassen dann Besuch von der Busschule. Mit viel Humor und guter Laune gaben Uwe Blümler, Helmut Spatz und die beiden Auszubildenden Lisa Bischoff und Mathias Broll allen Schülerinnen und Schülern der fünften Klassen in jeweils zwei Schulstunden eine Orientierungshilfe für das sichere Verhalten an der Bushaltestelle, im Bus, in Gefahrensituationen und das soziale Verhalten im Bus. „Wir alle wollen eine angenehme Fahrt im Bus haben und gut zu Hause ankommen – dafür können wir auch selbst etwas tun“, erklärte Helmut Spatz von der Busschule der RNV. Rücksichtnahme auf andere Fahrgäste, kein Essen und Trinken, besonnenes Verhalten in Notsituationen – all das gehört dazu.

Die Schülerinnen und Schüler durften alle auf dem Sitz des Busfahrers Platz nehmen um von dort aus erkennen zu können, dass der tote Winkel ein sehr großes Unfallrisiko darstellt. Auch die Bordsteinkante birgt bei zu nahem Herangehen ein großes Unfallrisiko. Dann hieß es: „Alle aussteigen!“: Das sichere Verhalten an der Bushaltestelle wurde ein geübt, auch das Aus- und Einsteigen. Hierbei durften die Schüler selbst ausprobieren, wie effektiv und sicher der moderne Einklemmschutz bei den Türen funktioniert.

Beim Bremstest wurden nicht nur die Schüler ordentlich durchgeschüttelt – Taschen, Flaschen und der große RNV-Teddy kullerten durch den Bus. Die Schüler erkannten: Besser nicht im Bus trinken und alle Taschen unter den Sitz stellen um die Verletzungsgefahr zu minimieren.

Am 17. Oktober kamen Uwe Blümler von der RNV und Michael fröhlich vom Adfc ans MBG um die Absolventinnen und den Absolventen der Ausbildung eine Urkunde zu überreichen.