Auszeichnung: Digitale Schule

Schulleiter Joachim Philipp vom MBG stellt sich mit seinem Kollegenteam wichtigen bildungspolitischen Fragen: „Wie erziehen wir die Kinder und Jugendlichen zu digitaler Mündigkeit? Oder anders ausgedrückt: Was muss Bildung angesichts der Unsicherheiten des digitalen Wandels leisten, damit junge Menschen zu freien, selbstbestimmten und urteilsfähigen Personen heranwachsen können?“ Das vergangene Schuljahr stand ganz im Zeichen der Digitalisierung: Zwei neue, von Kollegen entwickelte Schulapps, eine neue Schulhomepage, die Teilnahme am Tablet-Schulversuch, das kritische Auseinandersetzen mit den Möglichkeiten und Gefahren der modernen technisierten Welt im Rahmen von Präventionsveranstaltungen für Schülerinnen und Schüler sowie Abendvorträgen für Eltern und Lehrer/innen zeigen, wie aktiv sich das Kollegium des MBG in vielen Bereichen mit dem Thema Digitalisierung auseinandersetzt. Den krönenden Abschluss bildete ein umfangreicher pädagogischer Tag mit dem Thema Digitalisierung. Nicht von ungefähr kommt also die Auszeichnung des MBG als „Digitale Schule“.

Ein engagiertes Kollegenteam um Frédéric Briend, Max Schwemlein und Dr. Inge Thiering hat alle Bereiche, die mit dem Thema Digitalisierung am MBG verbunden sind, zusammengetragen und die umfangreiche Dokumentation für die Bewerbung um das Siegel „Digitale Schule“ zusammengestellt. Am MBG wird die Meinung vertreten, dass man die Augen vor neuen Entwicklungen nicht verschließen darf, diesen also offen begegnen muss, Chancen und Gefahren jedoch abgewogen werden müssen – alles mit Augenmaß eben.

Die Ehrung im Bereich der Digitalisierung, die ein wichtiges Standbein des MBG im Rahmen des zweifach ausgezeichneten MINT-Bereichs darstellt, steht unter der Schirmherrschaft der Ministerin für Kultus, Jugend und Sport, Frau Dr. Susanne Eisenmann sowie der Kultusministerkonferenz (KMK).

„Die mathematisch-naturwissenschaftlichen Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler sind Erfolgsgaranten – sowohl für die Schüler als auch ökonomisch betrachtet. Ganz Ähnliches gilt für Fähigkeiten im weiten Feld der Digitalisierung. Daher haben wir ja auch Informatik in der Sekundarstufe eingeführt und werden weiterhin die MINT-Aspekte der Bildung ebenso im Fokus behalten wie Wissen und Fähigkeiten im Umgang mit der Digitalisierung. Dies geschieht perspektivisch mit einem MINT-Exzellenz-Gymnasium, aber auch jetzt schon ganz grundsätzlich mit Programmen wie Mathe macht stark“, sagt Dr. Susanne Eisenmann, Ministerin für Kultus, Jugend und Sport des Landes Baden-Württemberg.

„Wir haben heute unsere Tablets bekommen und freuen uns sehr auf die vielen neuen Möglichkeiten, die uns dadurch beim Lernen zur Verfügung stehen“, meinten David und Raymond aus der 7b, einer der vier Tablet-Versuchsklassen. Das MBG nimmt am Schulversuch „Tablets an Gymnasien“ teil. Dies ist das größte wissenschaftliche Experiment zur Untersuchung von digitalen Möglichkeiten im Unterricht, das jemals in Europa stattgefunden hat. Mehrmals pro Jahr bekommen die Schüler Besuch von Wissenschaftlern, die den Wissens- und Leistungszuwachs der Tabletklassen mit klassisch unterrichteten Klassen empirisch vergleichen. Der Schwerpunkt des Einsatzes der Tablets liegt zunächst im Geschichts-, Mathematik- und Englischunterricht, doch auch die Kollegen anderer Fächer haben großes Interesse am Tabletunterricht bekundet.

„Unsere 1700 MINT-freundlichen Schulen – so wie andere interessierte Schulen auch – öffnen sich stärker und stärker für die Digitalisierung. Sie wollen Schulentwicklung mit digitaler Transformation verknüpfen. Mit unserem Auszeichnungsprogramm „Digitale Schule“ setzen wir jetzt ein wichtiges Zeichen, um die Schulen auch bei diesem komplexen Thema zu unterstützen. Wir zeigen einen Zielrahmen und die Leitplanken für den Weg auf. Damit sind wir wichtige Brückenbauer für den hoffentlich bald kommenden Digitalpakt Schule und unsere ausgezeichneten Schulen sind die digitalen Vorreiter“, sagt Thomas Sattelberger, Vorsitzender der BDA/BDI-Initiative „MINT Zukunft schaffen!“.

Nicht nur durch die Teilnahme am Tabletversuch und die exzellente mediale Ausstattung der Klassenzimmer, sondern auch durch die Einführung des Profils IMP (Informatik, Mathematik und Physik) ab diesem Schuljahr hat der MINT-Bereich am MBG noch weiter an Innovation und Vielseitigkeit gewonnen – zum Wohle der Schüler, denn: „Mehr und mehr wird die Sicherung der Fachkräftebasis darüber entscheiden, ob wir als Wirtschaftsstandort wettbewerbsfähig bleiben und weiter wachsen werden. MINT-Fachkräften kommt dabei eine Schlüsselrolle zu, die anstehenden Transformationsprozesse in Wirtschaft und Gesellschaft zu gestalten. Der Grundstein dafür wird in unseren Schulen gelegt, die die jungen Menschen dazu ertüchtigen sollen, den Wandel vor allem als Chance und als Gestaltungsaufgabe zu begreifen. Die MINT-freundlichen und die Digitalen Schulen gehen dabei mit innovativen Konzepten voran“, sagt Stefan Küpper, Geschäftsführer Politik, Bildung und Arbeitsmarkt bei den Arbeitgebern Baden-Württemberg.     

Thorax-Klinik

„Ich war schon immer gegen das Rauchen, aber seit heute bin ich mir sicher, dass ich niemals in meinem Leben rauchen werde!“, Tom aus der 7b war überzeugt davon, dass ihn der Besuch in der Thoraxklinik in Heidelberg Rohrbach für sein ganzes Leben prägen wird. Auch Lea aus der 7c meinte: „Es war ganz schön heftig, aber wir haben viel gelernt. Besonders die Live-Endoskopie mit Gewebeentnahme hat mich beeindruckt.“

In der vergangenen Woche besuchten alle 7. Klassen gemeinsam mit ihren Klassenlehrern und den Biologielehren die Thoraxklinik. Dieser Besuch ist teil des umfangreichen Präventionsprogramms am MBG, das verschiedene Themen umfasst und bereits in der 5. Klasse beginnt. Catrin Schmitt, die gemeinsam mit Frédéric Briend die Präventionsveranstaltungen am MBG organisiert, begleitete die Klassen 7b und 7c. Ihr als Biologielehrerin ist die Raucherprävention besonders wichtig. Ganz nebenbei können die Schüler eine Lunge von innen sehen – was im normalen Biologieunterricht so eindrücklich kaum möglich ist.

Michael Ehmann, der in der Abteilung Raucherprävention der Thoraxklinik in Heidelberg tätig ist und die Veranstaltung durchführte, erklärte den Schülern: „Viele unserer Patienten rauchen nach der Krebsoperation weiter. Sie sind weder dumm noch verrückt – sie haben einfach ein Suchtproblem.“ Er sprach mit den Schülern über die Themen „Jugend und rauchen“, „Effekte bei der ersten Zigarette“, „Rauchen ist tödlicher als russisches Roulette“, „Krankheiten, die durch Rauchen verursacht werden“, „Kiffen, Shisha oder Rauchen“ sowie über das „Suchtgedächtnis“.

Die Schüler durften dann live eine Endoskopie mit Gewebeentnahme verfolgen. Der behandelnde Arzt und sein Team erklärten jeden Schritt des Eingriffs sehr genau.

Im letzten Teil des Programms „Ohne Kippe“ durften die Schülerinnen und Schüler einer Lungenkrebspatientin Fragen stellen.

Konflikt-KULTUR

„Ich habe gestern und heute sehr viel gelernt über Selbstdisziplin, Ehrlichkeit, Fairness und Respekt. Es war anstrengend, aber das Sozialtraining hat uns alle ein Stück weitergebracht“, so Tim aus der 5b. Sein Klassenkamerad Noah ergänzt: „Die beiden Trainer waren sehr nett und geduldig. Sie haben uns in Rollenspielen beigebracht, wie man Konfliktsituationen durch ‚gewaltfreie Selbstbehauptung‘ lösen kann. Das war super!“

„Konflikt-KULTUR“ nennt sich das Programm, auf dem das Sozialtraining am Max-Born-Gymnasium basiert. Es findet für jede fünfte Klasse bereits in der zweiten Schulwoche statt, beruht auf den Menschenrechten und ist ein wichtiger Baustein der Arbeit in der Orientierungsstufe am MBG. Die Schülerinnen und Schüler erarbeiten gemeinsam, weshalb es wichtig ist, anderen respektvoll zu begegnen und zwar sowohl physisch als auch psychisch. So sind Verletzungen „an Herz und Seele“ genauso tabu wie „körperliche“ Verletzungen oder der sorglose Umgang mit dem Eigentum anderer. Dies bedeutet natürlich, dass „Spielregeln“ für die Klassengemeinschaft erarbeitet werden müssen. Lana aus der 5b fand das gemeinsame Erarbeiten der Klassenregeln am spannendsten: „Wir konnten selbst festlegen, wie wir unsere Regeln formulieren – jedes einzelne Wort war dabei sehr wichtig.“

Zum Sozialtraining gehört am MBG auch ein gemeinsamer Ausflug: Bei einer Klassen-Kanufahrt auf dem Neckar können die neuen Spielregeln des Miteinanders gleich ausprobiert werden: Nur wenn alle zusammenarbeiten, können die vier schweren Katamarane ins Wasser gelangen; nur wenn alle aufeinander achten und ‚im Takt‘ bleiben, kommt man vorwärts auf Elsenz und Neckar. Thomas Strifler vom Kanuverleih Neckargemünd verknüpfte seine begleitete Kanutour mit dem Sozialtraining. Schon während den Vorbereitungen und dem Aufwärmen, aber auch während der Tour und in der Abschlussrunde wurden zentrale Elemente des Sozialtrainings aufgegriffen.

Am Max-Born-Gymnasium, einer Schule mit sozialem Profil, sammelt man seit vier Jahren Erfahrungen mit dem Programm „Konflikt-KULTUR“  und jedes Jahr wird das Sozialtraining am MBG weiter ausgefeilt, denn die positiven Effekte sind deutlich zu sehen: Die Klassenlehrerteams des MBG beobachten deutliche Verbesserungen des Klassenklimas, des Klassenzusammenhalts, der gegenseitigen Wertschätzung und des Arbeits- und Lernklimas.

Seit dem letzten Schuljahr lassen sich 16 Kolleginnen und Kollegen im Programm „Konflikt-KULTUR“ ausbilden. Erst im nächsten Schuljahr wird die umfangreiche Ausbildung abgeschlossen sein. Der Freundeskreis des Max-Born-Gymnasiums konnte aufgrund der Förderung durch die Hanna Weiss-Stiftung, die Dietmar Hopp-Stiftung, die Sparkasse Heidelberg und eigene Gelder die Ausbildung der Lehrkräfte möglich machen. Auch von den Schülerinnen und Schülern kam ein Beitrag: bei einem Spendenlauf hatten sie 1000€ erlaufen.