Ugandahilfe Kagadi

Seit vielen Jahren engagiert sich das Max-Born-Gymnasium für die Ugandahilfe-Kagadi, beispielsweise durch Spendensammeln auf dem alljährlichen Weihnachtsbazar. Um die Schüler noch einmal genauer über dieses Projekt zu informieren, bekamen die 12. Klassen am Freitag den 26.01.18 Besuch von Vereinsvorstand Robin Böhm. Zunächst begann er einige Fakten vorzustellen, wobei er immer wieder die Schüler miteinbezog und somit eine aktive und freundliche Atmosphäre schuf. Auch zog er immer wieder Deutschland zum Vergleich heran, um den Schülern eine bessere Vorstellung zu ermöglichen. Nach einer kurzen Einführung über das Land mit einigen interessanten Fakten, zum Beispiel, dass der ehemalige Herrscher Idi Amin einmal unangekündigt bei der Queen auftauchte, um sie zu fragen, wo er Schuhe in seiner Größe, 49, bekäme, wurde schnell auch das Problem des dortigen Schulsystems offensichtlich. Da die Bevölkerung dort generell sehr jung ist und eine extrem hohe Geburtenrate vorherrscht, kommen jedes Jahr etwa eine Million neue Schüler hinzu. Damit ist das System überfordert, es können nicht genug Schulen gebaut werden, die Klassen sind zu groß und es herrscht ein Mangel an Lehrkräften. Zudem können viele Familien sich die weiterführende Schule gar nicht leisten, weshalb nur ein verschwindend geringer Teil überhaupt auf die Secondary School wechseln kann, geschweige denn ihr A-Level, vergleichbar mit unserem Abitur, erhält. So entstand auch die Grundidee für dieses Hilfsprojekt, denn da eine Schulbildung elementar wichtig ist, sollte es mehr Kindern ermöglicht werden, die Schule regelmäßig und erfolgreich zu besuchen. So wurden die ersten Schritte 1997 unternommen: Für 10 Kinder gab es das erste Schülerwohnheim, in dem sie sicher versorgt wurden und regelmäßig in die fünf Minuten entfernte Grundschule gehen konnten. Über die Jahre entwickelte sich das Projekt immer weiter. Speisesaal, Küche, Klassenzimmer, Hühnerstall, Toiletten und weitere Räume kamen hinzu. Aktuell beherbergt das Hostel 64 Grundschulkinder, welche allerdings auch nach ihrem Grundschulabschluss durch Patenschaften weiter unterstützt werden, um auf eine Secondary School zu gehen. Circa 40 Kinder gehen zur Zeit zur Seconday School. Als nächstes wurden die Angestellten vorgestellt, die alle namentlich genannt werden konnten, was einen sehr sympathischen Eindruck hinterließ. Zur Zeit sind drei Köchinnen, der Hausmeister John, zwei Betreuer, sowie ein Nachtwächter angestellt. Von Deutschland aus ist der lokale Pfarrer der Ansprechpartner. Daraufhin wurde uns ein typischer Wochentag im Hostel vorgestellt. Bei Sonnenaufgang sind die Kinder bereits weg, sie werden etwa gegen 6 Uhr geweckt und gehen ein bis zwei Stunden später in die Schule. Zum Mittagessen gehen sie allerdings wieder ins Hostel. Leider gibt es dort nur wenig Abwechslung, es gibt jeden Tag das gleiche Gericht. Immer wieder zeigte sich die Begeisterung des Vorstandsmitglieds für sein Projekt. So berichtete er beispielsweise, was für harte Arbeit die Köchinnen leisten.

Nach der Mittagspause haben alle Kinder ab der dritten Klasse wieder Unterricht, in dem sie alles mitschreiben müssen, was der Lehrer sagt. Die jüngeren Kinder haben in der Zwischenzeit die Möglichkeit Hausaufgaben zu machen, Wäsche zu waschen oder aufzuräumen. Nach dem Abendessen ist für die Kinder noch einmal eine Stunde Zeit, um gemeinsam zu lernen. Dies kann besonders für die jüngeren Schüler ganz schön anstrengend sein, doch der Schwerpunkt dieses Projekts ist es nun mal, die Kinder intensiv auf ihre Prüfungen vorzubereiten. Am Wochenende haben die Kinder dann mehr Freizeit. Oft bringen Freiwillige Bücher mit, die dann am Wochenende gemeinsam mit den Kindern gelesen werden. So wurde auch ein Reiseführer einmal das Highlight des Tages. Bei den Jungs ist zudem Fußball sehr beliebt, bei den Mädchen Seilspringen. Aber auch ein Volleyballfeld ist dort zu finden. Der absolute Renner ist allerdings das Kartenspiel „Uno“. Deshalb wird auch jedem Freiwilligen empfohlen, eine neue Packung „Uno“ mitzubringen. Doch neben den Freizeitaktivitäten gibt es auch Pflichten, wie den Besuch der Kirche oder im Hostel sauberzumachen. Auch werden den Kindern dort regelmäßig die Haare abrasiert, was vor allem hygienische Gründe hat.

Das Hostel betreibt auch eine eigene Landwirtschaft und es werden eigene Lebensmittel angepflanzt, versorgt und geerntet. Auch dabei helfen die Kinder tatkräftig. Aber an freien Tagen ist auch mal ein Ausflug möglich, ein besonders beliebtes Ziel ist dabei ein etwa eineinhalb Stunden entfernter Berg, von dem die Kinder anschließend auf großen Aloe-Vera-Blättern wieder hinunterrutschen. Solch ein Ausflug ist auch mit viel Spaß verbunden. Doch dieses soziale Projekt kostet nun mal auch eine Menge Geld, etwa 60.000€ im Jahr. Daher ist es auf Spenden und Mitgliederbeiträge angewiesen und veranstaltet deshalb regelmäßig Spendensammelaktionen. Da alles ehrenamtlich ist, kommt das Geld direkt beim Projekt an, ohne irgendwo verloren zu gehen. Es ist auch möglich Patenschaften für Sekundarschüler einzugehen. Diese kosten ca. 125€ im Jahr und unterstützen dann einen Schüler, mit dem der Pate regelmäßig in Kontakt steht. Zudem sind besonders für Abiturienten auch Volontariate möglich. Prinzipiell sind diese auch nicht zeitlich begrenzt, gehen aber in der Regel etwa 3 Monate. Die Reise- und Impfkosten müssen von den Freiwilligen allerdings selbst getragen werden. Ebenso, falls sie sich vor Ort etwas eigenes zu essen kaufen möchten. In einer Fragerunde wurde uns dann erklärt, dass die Kinder von den Leuten vor Ort ausgewählt werden. Theoretisch kann sich jeder bewerben. Ausgewählt werden dann die, die besonders bedürftig sind, oft auch Halb- oder Vollwaisen. Insgesamt gibt es allerdings viele verschiedene Auswahlkriterien.

Robin Böhm erzählte, dass er selbst nach seinem Abitur in Kagadi war und seitdem hängt sein Herz an dem Projekt. Nach vielen Reisen und einigen Jahren des Engagements im Verein wurde er schließlich zum Vorstand gewählt.

Dadurch, dass der Verein keine Organisation direkt vor Ort hat, sondern von Deutschland aus hilft, ist er nicht antragsberechtigt für lokale Hilfen. Momentan ist auch nicht geplant, eine Organisation vor Ort einzurichten.

Eine weitere Spendenmöglichkeit ist der Heidelberger Halbmarathon. Die Läufer suchen sich Sponsoren und – wie Böhm schön beschreibt: die Läufer quälen sich körperlich und die Sponsoren quälen ihre Geldbeutel.

Die Werbung für das Projekt finanzieren die Vorstandsmitglieder über ihr Privatvermögen, dafür geben sie im Jahr ca. 500€ aus.

Nach einem sehr interessanten und aufschlussreichen Vortrag blickten die Schüler auf ein unglaublich soziales und bewundernswertes Projekt, das hoffentlich noch lange bestehen und sich immer weiter entwickeln wird, um den Kindern eine erfolgreiche Schulbildung zu ermöglichen, die für uns in Deutschland schon viel zu selbstverständlich geworden ist.

Julia Vollenweider