Klima-Bildung macht Klimaschutz greifbar

Passender hätte der Termin wohl kaum gewählt werden können: Ausgerechnet am 20. 9. 2019, dem als „Weltklimatag 2019“ ausgerufenen Tag vor dem UN-Klimagipfel in New York, konnte am Max-Born-Gymnasium eine hochmoderne Wetterstation eingeweiht werden. So stand dieser Ortstermin auch ganz im Zeichen der Klimaproteste, die (im Anschluss an den Unterricht) an diesem Tag auch in Neckargemünd stattfanden.

Die Stadt Neckargemünd wurde von Bürgermeister Frank Volk und der Klimaschutzmanagerin Nicola Lender repräsentiert. Von den Stadtwerken Neckargemünd waren Geschäftsführer Gerhard Barth sowie Christine Tritsch gekommen; die Stadtwerke Heidelberg waren durch Denise Köhler vertreten. Prof. Alexander Siegmund, Professor für Geographische Fachdidaktik an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg, war für die wissenschaftliche Sichtweise zuständig. Schulleiter Joachim Philipp und die Geographielehrer Florian Günzel und Axel Gruhler vom Max-Born-Gymnasium hatten die kürzeste Anreise.

Sie alle freuten sich bei bestem Spätsommerwetter über das gelungene Projekt. Bürgermeister Volk äußerte zunächst seinen Dank an die Stadtwerke Neckargemünd und Heidelberg, die mit je 2500 € den Löwenanteil der Anschaffungskosten der Wetterstation übernommen hatten. Er betonte die praktische Anwendbarkeit der Daten für die Stadt Neckargemünd, die beispielsweise Feuerwehreinsätze bei Starkniederschlägen frühzeitiger vorbereiten könne, wenn die Wetterdaten Alarm schlügen. Er pries aber auch den Standort am Gymnasium, wo zudem pädagogisch-didaktischer Nutzen aus der Anlage gezogen werden könne. „Der pädagogische Ansatz beim Klimaschutz ist sicher nicht der einzige, aber ein besonders wichtiger. Klimabewusstes und nachhaltiges Handeln benötigt zuallererst die entsprechende Bildung, und dazu ist diese Wetterstation eine tolle Möglichkeit.“

Prof. Siegmund geriet geradezu ins Schwärmen über die Möglichkeiten der Wetterstation: „Es sind Sensoren verbaut, die der Deutsche Wetterdienst genau so nutzt. Jede Sekunde werden Temperatur, Feuchte, Windgeschwindigkeit, Windrichtung und Niederschlag gemessen, und alle 10 Minuten wird ein Mittelwert an die Rechner in der PH Heidelberg gemeldet. In Kürze wird die PH dann in der Lage sein, die Datenbank mit den Klimadaten auch z. B. der Schule direkt zugänglich zu machen. Die Station ist dann vernetzt mit vielen anderen, bis hin zur chilenischen Atacama-Wüste.“ Besonders erfreulich sei, dass die Anlage noch vielfältig erweiterbar sei, je nach künftigen Forschungszielen. Beispielsweise könne man CO₂-Sensoren einbauen oder Globalstrahlung, Oberflächentemperatur, Bodenfeuchte oder Schadstoffe messen. Auch den Aufbau eines Netzwerks von ähnlichen Wetterstationen an Schulen im In- und Ausland stellte er in Aussicht, mit dem MBG als Ausgangspunkt.  Mit Bürgermeister Volk fachsimpelte er über die Vorteile einer festen Wetterstation gegenüber virtuellen Alternativen. In Bezug auf die Nutzung der Daten verwies er neben der wissenschaftlichen Nutzung auch auf die Möglichkeiten für den schulischen Einsatz. Nicht nur im Geographieunterricht könnten diese Verwendung finden, sondern beispielsweise auch in den Fächern Informatik (Datenübertragung) oder Biologie (etwa Betrachtung der Zusammenhänge mit dem Klimagarten im Menzer-Park).

Im Namen der Schule dankte auch Schulleiter Joachim Philipp allen Beteiligten für ihren Einsatz, und betonte besonders die Initiative von Florian Günzel, der gemeinsam mit Nicola Lender dieses Projekt auf den Weg gebracht hatte. Klimaschutzmanagerin Lender war erfreut über den erfolgreichen Abschluss des jahrelangen Projekts. „Schön, dass mit der Wetterstation das Klima für die Schüler greifbar wird.“

Die Investition ist Teil des Projekts „Klimawandel findet Stadt“ zur Bewusstseinsbildung für eine nachhaltige Entwicklung, das die PH Heidelberg seit 2016 in Kooperation u. a. mit dem MBG durchführt. Florian Günzel: „Hier möchte ich mich insbesondere bei der ehemaligen PH-Mitarbeiterin Lena Neumann bedanken, die mit viel Engagement und Herzblut dieses Projekt getragen hat.“

Zusammenfassend hob Schulleiter Joachim Philipp den Wert der Investition für die Schule hervor: „Die Wetterstation ermöglicht es uns, unseren Schülerinnen und Schülern Grundlagenforschung exemplarisch, global und fächerverbindend zu ermöglichen. Sie verstehen die Welt und Klimazusammenhänge besser.“ Begeistert lobte er „eine äußerst wertvolle und gelungene Kooperation von Wissenschaft und Schule zusammen mit der Energiewirtschaft und den politischen Entscheidungsträgern. Das Klima geht uns alle an!“

(We)