Ohne Kippe – Raucherprävention als Video-Stream

Auch ohne vor Ort sein zu können, nahmen wir als Schulgemeinschaft des Max-Born-Gymnasiums am 29.04.2020 exklusiv an der Veranstaltung „OK – ohne Kippe“ der Thoraxklinik Heidelberg teil. Wir freuen uns, die erste Schule zu sein, für die jetzt in Zeiten des Fernunterrichts die bewährte und beliebte Veranstaltung zur Raucherprävention online angeboten wurde. Dieses Präventionsprogramm zählt zu den größten und bekanntesten Präventionsveranstaltungen der Metropolregion Rhein-Neckar — seit dem Jahr 2000 besuchen jährlich über 10.000 Schülerinnen und Schüler die Veranstaltungen der Klinik. Ziel ist, Kinder und Jugendliche über die Risiken und Folgen des Rauchens zu informieren und sie in einer gesunden Lebensweise zu bestärken.

Die Übertragung des Livestreams via YouTube ging von 10 Uhr bis ca. 11:30 Uhr und funktionierte wunderbar ohne technische Störungen. Wie bei einer Veranstaltung vor Ort wurden wir zuerst über die Risiken des Rauchens informiert, erhielten dann einen Einblick in eine Lungenendoskopie und konnten einem Interview mit einem betroffenen Patienten der Thoraxklink folgen. Während des Livestreams konnten über unsere schuleigene myMBG-App Fragen an den Referenten der Thoraxklinik, Michael Ehmann, gerichtet werden.

Zurzeit sieht man in den Nachrichten häufig Meldungen über das Coronavirus SARS-CoV-2 und wie es die Lunge angreift. Daher war es nun besonders interessant, bei dieser Veranstaltung erklärt zu bekommen, wie eine Lunge aufgebaut ist, sehen zu dürfen, wie eine echte Lunge von innen aussieht und welche Auswirkungen das Rauchen auf die Lunge haben kann. Bei der Patientin aus der Übertragung, einer langjährigen Raucherin, besteht der Verdacht auf Lungenkrebs. Wir durften dabei zuschauen, wie eine Probe für die pathologische Untersuchung entnommen wurde, wobei der Arzt jeden Schritt gut verständlich erklärte.

Schülerin der 10a: „Ich fand die Endoskopie und die Erläuterung sehr spannend. Besonders bewegend war für mich, wie schon vor drei Jahren, dass man als Zuschauer schon vor dem Patienten erfährt, dass dieser höchstwahrscheinlich Krebs hat.“

Schülerin der 10a: „Ich fand es sehr spannend, einen Einblick in eine Raucherlunge zu bekommen und ich war sehr überrascht von der hohen Qualität der Endoskop-Kamera und auch die Erläuterungen des Arztes waren sehr interessant. Das hat sehr gut veranschaulicht, was in der Theorie erklärt wird, und es hat mir wieder einmal verdeutlicht, was für einen Schaden das Rauchen anrichten kann und wieso ich niemals damit anfangen werde.“

Schülerin der 10a: „Ich fand es sehr gut, dass man seinen Wissenshorizont erweitern konnte und auch einen Einblick in den inneren Vorgang eines Menschen zu sehen bekam. Ich fand es sehr erschreckend, als der Arzt meinte, mit hoher Wahrscheinlichkeit, nur durch das langjährige Rauchen der Patientin, einen bösartigen Tumor festgestellt zu haben. Dennoch sehr interessant und super, dass man live mit dabei sein konnte und diese Chance bekam.“

Ole (10c): „Es ist immer sehr erschreckend, was Rauchen mit dem menschlichen Körper anstellt. Ich finde es sehr gut, dass diese Präsentation sehr ausführlich und gut erläutert präsentiert wurde. Dies kann bestimmt einigen helfen, die das alles noch nicht so genau wissen. Ich finde es schön, dass sowas möglich gemacht wird.“

Emily (10c): „Ich finde, der Vergleich mit dem Russischen Roulette [Wahrscheinlichkeit zu sterben] bringt einen sehr zum Nachdenken und sorgt dafür, dass einem klar wird, wie schön man sich wegen der Sucht das Spiel mit Leben und Tod redet. Denn Russisches Roulette würde vermutlich kein Raucher spielen.“

Das Interview mit dem Patienten E. B., dem sein Kehlkopf wegen Kehlkopfkrebs entfernt wurde, war sehr eindrücklich und machte betroffen. Er bemerkte seine Erkrankung mit 41 wegen Einschränkungen beim Schlucken, über die er sich erst einmal keine Gedanken gemacht hatte. Das Sprechen ist nach der Entfernung des Kehlkopfes nicht mehr wie gewohnt möglich. Die Luftröhre wird so vernäht, dass sie mit einer Öffnung zum Atmen vorne im Hals endet. Das Sprechen mit Hilfe der Speiseröhre ist eine spezielle Technik, die man erlernen muss. Der Patient erklärte: „Wir sprechen ja eigentlich mit der Luft der Lunge. Ich spreche aber mit der Luft vom Mund. Die schlucke ich in die Speiseröhre. Durch die Vibration kann ich die Töne formen im Mund.“ Herr B. raucht „Gott sei Dank nicht mehr“. Er hat direkt aufgehört, sobald er von seiner Krankheit erfahren hat. Meist gibt es keinen starken körperlichen Entzug nach dem Aufhören, so Herr Ehmann, anders als bei vielen anderen Drogen. Herr B. stellte sich schon viele Male als Interviewpartner in der Thoraxklinik zu Verfügung, denn ihm sind diese Veranstaltungen sehr wichtig. Dafür danken wir ihm sehr und wünschen ihm alles Gute!

Die Thoraxklinik ist auch von der aktuellen Pandemie betroffen, denn sie ist ein Hotspot für Corona-Behandlungen. Sie haben sehr schwer erkrankte Patienten, die beatmet werden, teilweise auch mit Herzlungenmaschine. Herr Ehmann gibt den Jugendlichen noch die dringliche Bitte mit auf den Weg, weiterhin Abstand zu anderen Menschen zu halten und auf den Besuch bei Personen der Risikogruppe, z.B. den Großeltern, zu verzichten. (C. Schmitt)