Abitur 2025 – die Zeugnisverleihung
Neckargemünd. (pau) Es war einer dieser Tage, an denen sich Vergangenheit und Zukunft still die Hand geben. Am Samstagmorgen verwandelte sich die Aula des Schulzentrums Neckargemünd in einen Ort der großen Emotionen: Das Max-Born-Gymnasium verabschiedete seine 79 Abiturienten des Jahrgangs 2025 – voller Stolz, leiser Wehmut und mit einem Festprogramm, das zeigte: Diese jungen Menschen tragen nicht nur Wissen, sondern auch Haltung, Mut und Herz in sich. Schon die Eröffnung ließ erahnen, dass dies für viele keine leichte Stunden werden würden. Das Abi-Ensemble 2025 eröffnete das Programm mit dem Titelsong von „Game of Thrones“ – eine Melodie, der sinnbildlich für den Aufbruch in ein neues Kapitel stand. Die kraftvolle und zugleich mystische Musik von Ramin Djawadi, gespielt von Meriel Kos, Hannah Schips, Lina Straub, Paula Müller, Pauline Gencarelli, Sarah Schips, Lona Fries und Ebba Möhlenbruch, füllte den Raum mit einer spürbaren Spannung: Hier saß eine Generation in den Startlöchern, bereit für die Herausforderungen „da draußen“.
Schulleiter Joachim Philipp begrüßte die Gäste – darunter Eltern, Lehrkräfte, Freunde und Vertreter aus Politik und Gesellschaft – mit einer warmherzigen Ansprache, in der er nicht nur auf die Erfolge des Jahrgangs einging, sondern auch das Miteinander und die Entwicklung jedes Einzelnen würdigte. Dabei sprach er von einem „besonderen Jahrgang“, dem ersten, den er 2017 als frisch ernannter Schulleiter am Max-Born-Gymnasium aufgenommen hatte. Wie versprochen, übergab er jedem Absolventen die Briefe, die sie sich als Fünftklässler an ihr zukünftiges Ich geschrieben hatten – ein stiller, sehr persönlicher Moment. Mit Blick auf die bemerkenswerte Gesamtleistung des Jahrgangs hob er hervor: „79 Schüler dieses Jahrgangs haben das Abitur bestanden.“ Er lobte den Fleiß, die Ausdauer und das Engagement der Schüler, verwies auf zahlreiche Auszeichnungen, Sprachzertifikate und Wettbewerbserfolge und betonte: „Wie knapp oder wie besonders erfolgreich das Abiturergebnis am Ende war, spielt heute eine untergeordnete Rolle. Allen meinen herzlichen Glückwunsch!“ In seiner Rede, die den großen Bogen von persönlichem Rückblick bis zur gesellschaftlichen Verantwortung spannte, stellte Philipp die „Freiheit“ ins Zentrum – gerade 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Anhand des Kurzfilms „Die Schlüssel zur Freiheit der Welt“ von Wim Wenders verband er Frieden, Freiheit und Bildung – und schloss daraus einen eindringlichen Appell an die jungen Erwachsenen: „Kein Frieden ohne Freiheit, keine Freiheit ohne Bildung – und keine Bildung ohne Gewissensbildung.“ Freiheit bedeute nicht nur, tun und lassen zu können, was man wolle, sondern auch, Verantwortung zu übernehmen: „Folgt den Bewegungen eurer eigenen Seele, lebt in innerer Freiheit – das ist mein erster Wunsch für euch.“ Sein zweiter Wunsch war ein Appell an Selbstständigkeit und Aufklärung im Sinne Immanuel Kants: „Habt den Mut, euch eures eigenen Verstandes zu bedienen.“
Mit zarten Klängen folgte Ebba Möhlenbruch am Klavier, die Chopins „Nocturne Op. 9 Nr.1“ einfühlsam interpretierte. Ein Moment der Ruhe, der inneren Einkehr – fast wie ein musikalischer Blick zurück auf die Schulzeit. Danach ergriff Abiturientin Annika Schemenauer das Wort. In ihrer Rede sprach sie stellvertretend für den Jahrgang von all den Herausforderungen, die hinter ihnen lagen, aber auch von der Dankbarkeit gegenüber Wegbegleitern und Unterstützern. Ihre Worte waren ehrlich, reflektiert und bewegend – sie fand jene Mischung aus Leichtigkeit und Tiefe, die den Morgen prägte.
Der Abichor 2025 – bestehend aus Meriel Kos, Samuel McCaughey, Theodor Hoeg und Adhees Mukherji – sorgte mit dem Titel „Only You“ für Gänsehaut. Die sanften Stimmen, getragen vom Echo der Aula, berührten viele der Anwesenden sichtlich. Bürgermeister Jan Peter Seidel ließ es sich nicht nehmen, persönlich zu gratulieren. In seiner kurzen, aber herzlichen Ansprache sprach er über Verantwortung und Freiheit – und darüber, dass Bildung die Grundlage einer demokratischen Gesellschaft sei.
Ein musikalischer Höhepunkt folgte mit Louisa Christopher, die Billy Joels Klassiker „Vienna“ sang. Ihre warme, ausdrucksstarke Stimme schien genau das zu spiegeln, was viele Abiturienten fühlten: Den Wunsch, innezuhalten, durchzuatmen, bevor das Leben in voller Fahrt weitergeht. Es folgte der wohl wichtigste Moment des Tages: Die feierliche Übergabe der Abiturzeugnisse. Die Schüler betraten nacheinander die Bühne, erhielten ihre Urkunden und Preise – begleitet von viel Applaus, Blitzlichtern und manchmal auch feuchten Augen. Besonders geehrt wurden die Jahrgangsbesten: Elisa Hoeg, Pauline Gencarelli und Meriel Kos. Sie standen stellvertretend für viele andere Talente in einem Jahrgang, der mit einem bemerkenswerten Gesamtdurchschnitt von 2,2 überzeugte. Ihre Leistungen wurden mit langanhaltendem Applaus und stolzen Blicken bedacht – nicht nur von Lehrkräften, sondern auch von Eltern und Freunden, die sie über Jahre begleitet hatten.In den anschließenden Grußworten richtete sich Eva Maria Krämer als Elternvertreterin direkt an die Absolventen. Auch Sabine Heider, Vertreterin des Freundeskreises, nutzte die Gelegenheit, um die Verbindung zwischen Schule, Schülern und Gemeinschaft zu betonen.
Zum Abschluss griff noch einmal der Abi-Chor zu den Mikrofonen – dieses Mal mit zwei sehr symbolträchtigen Stücken: „Can You Feel the Love Tonight“ und „We’ll Meet Again“. Soloparts von Samuel McCaughey sorgten für einen würdevollen Ausklang. Gerade Letzteres, das berühmte Abschiedslied, schien wie eine zärtliche Verheißung: Man sieht sich wieder – irgendwo, irgendwann. Beim anschließenden Sektempfang im Foyer – organisiert vom Freundeskreis – klangen Lachen und Gespräche durch den Raum. Die Spannung hatte sich gelöst, die Zukunft lag plötzlich ganz offen vor den jungen Menschen. Man stieß an, tauschte Anekdoten aus der Schulzeit, machte letzte Fotos. Was bleibt, ist die Erinnerung an einen stimmungsvollen Vormittag, der zeigte, was Schule jenseits von Noten bedeutet: Ein Ort des Wachsens, des Entdeckens – und des gemeinsamen Abschieds.
Text: Meike Paul
Fotos: Dr. Thomas Heinlein




