Freiheit in politischer, ethischer und theologischer Sicht

Professor Dr. Welker, Träger des Karl-Barth-Preises, besuchte am Mittwoch, den 25. Oktober 2017, das Max-Born-Gymnasium Neckargemünd und diskutierte mit den Schülern der Kursstufe 1 und 2 den Freiheitsbegriff sowie Martin Luthers Kampf für die Freiheit.
Der promovierte Theologe gab offen zu, dass selbst er Verständnisprobleme beim Lesen von Luthers Schriften zur Thematik der Freiheit („Freiheit eines Christenmenschen” und “Vom unfreien Willen”) habe. Gerade zu Luthers Zeiten hatten die Menschen mit großen Unfreiheiten zu kämpfen, die hauptsächlich von der Kirche selbst ausgeübt wurden. Luther wirkte dieser Unterdrückung nicht nur allein mit seinem berühmten Thesenanschlag zu Wittenberg entgegen, sondern auch mit der von ihm mitinitiierten Bildungsrevolution. So brach zusammen mit der Reformation eine regelrechte Bildungsbegeisterung unter den Menschen aus, welche zugleich auch eine bedeutende Freiheitsbewegung darstellte. Nicht umsonst heißt es, dass Wissen macht sei – und je mehr der Mensch weiß, desto schwieriger ist er zu kontrollieren.

Genau hier nahm Luther großen Einfluss: Bildung jeder Art sollte den Menschen dienen, Freiheit zu erlangen. Sie sollten lernen, “selbst zu sehen und zu prüfen”.
Auch wenn die Reformation durchaus nicht nur mit positiven Ereignissen einher ging, sie brachte einen starken Willen zur Bildung, Emanzipation und Freiheit in den für so lange Zeit so stark unterdrückten Menschen hervor – ein Wille, den wir bis heute noch stark in unserer Gesellschaft spüren können.
Neben der Freiheit für die unterdrückte Bevölkerung zu Luthers Zeiten kam Dr. Prof. Welker auch auf die Freiheit eines jeden einzelnen zu sprechen. So ging er der Frage nach, ob die Freiheit nicht im menschlichen Geist selbst läge.

Der menschliche Geist, unser Bewusstsein und einzigartige Art des Denkens, ist laut Welker „ein Ozean an Erinnerungen, Willenskraft und Emotionen…”. Ist nicht diese Fähigkeit, eine ganze geistige Welt erschaffen zu können, unsere geistige Freiheit? Luther (so wie viele weitere) widersprechen dieser Aussage. Denn auch wenn unser Geist unfassbare Dinge schafft, es sei nicht zu vergessen, in was für schreckliche Fallen er uns auch führen kann. So ist laut Welker der Wille eben nicht völlig frei. Dennoch ermutigte er alle Anwesenden am Ende seines Vortrages, sich ihres Geistes zu bedienen, ihn zu genießen, ja sogar über ihn zu staunen – doch eben sich immer bewusst zu sein, dass der Geist einen nicht immer in die richtige Richtung führen zu vermag.
Abschließend zu seinem Vortrag konnten die Schüler noch Fragen stellen und diese mit dem Professor selbst diskutieren.

Am 31.Oktober 2017 feiert die BRD den 500. Jahrestag des Thesenanschlags von Martin Luther mit einem gesetzlichen Feiertag. Um dieses weltgeschichtliche Ereignis auch ins Bewusstsein der Schülerinnen und Schüler zu bringen, wurde der Vortrag von Dr. Heike Vierling-Ihrig für die Kursstufe organisiert.

Auch Bürgermeister Frank Volk ließ sich die Veranstaltung nicht entgehen und nahm mit sichtlichem Gefallen teil.

Franziska von Albedyll