Merkurtransit begeistert Schüler des MBG

Ein spannendes Himmelsschauspiel – das wichtigste Himmelsereignis des Jahres 2016 – bot sich den Schülern des Max-Born Gymnasiums am 9. Mai 2016. Dr. Inge Thiering, Physiklehrerin des Gymnasiums, hatte mit ihren Kollegen der Physik eine Projektion des Merkurtransits auf dem Schulhof des MBG aufgebaut. Interessierte Klassen und Kollegen konnten sich für einen Beobachtungstermin eintragen, wurden auf dem Schulhof von Schülern der Klasse 9d und dem Astronomiekurs anhand einer Infotafel in die Materie eingeführt und durften im Anschluss den Merkurtransit beobachten.

Die Physiklehrer erklärten den Schülern die zu sehenden Abläufe: Der innerste Planet unseres Sonnensystems, der Merkur, wandert hierbei als kleiner schwarzer Punkt vor der etwa 150-mal größeren Sonne entlang. Für die komplette Strecke benötigt er siebeneinhalb Stunden. Die Beobachtung des Transits ist nur mit zusätzlichen Hilfsmitteln wie Teleskop oder Fernglas möglich. Den Schülern standen hierfür zwei Teleskope zur Verfügung. Eines ist eine Dauerleihgabe des Hauses für Astronomie in Heidelberg und das andere wurde eigens für das Naturschauspiel zur Schule transportiert. Hausmeister Andreas Weitzell und Herr Hoppe hatte Absperrungen vorbereitet, damit die teuren Geräte nicht durch auf dem Pausenhof spielende Schüler beschädigt werden.

In früheren Jahrhunderten waren Transite, besonders der der Venus, die einzige Möglichkeit, die Abstände der anderen Planeten und der Sonne zur Erde zu vermessen. Heute sind sie „nur“ ein nettes Naturschauspiel, aber dennoch maßen Schüler und Lehrer die Kontaktzeiten, auch wenn diese Messwerte die Genauigkeit des bereits bekannten Merkurabstandes natürlich nicht erhöhen werden.

Da solche Transite sehr selten sind, der letzte in Europa sichtbare Merkurtransit fand am 7. 5. 2003 statt und der nächste wird erst wieder am 11. 11. 2019 beobachtbar sein, wollten die Physiklehrer wieder – wie bei der partiellen Sonnenfinsternis vom 20.3.2015 – der Schulgemeinschaft die Möglichkeit geben, dieses Ereignis zu erleben. Weshalb finden solche Transite so selten statt, wird sich manch einer fragen, schließlich holt der Merkur die Erde alle 116 Tage auf ihrer Umlaufbahn ein? Die Astrophysiker wissen es besser: Die Merkurbahn ist um etwa 7 Grad gegen die Erdumlaufbahn geneigt. Der Transit findet also nur dann statt, wenn sich beide Planeten in der Nähe der Schnittgeraden der beiden Umlaufbahnen befinden.

Ein sehr wichtiger Hinweis wurde bereits vorher von Dr. Inge Thiering in einer Durchsage an die Schülerschaft übermittelt:

Man darf niemals direkt in die Sonne schauen, weder bei Sonnenfinsternissen noch bei Transiten noch an irgend einem anderen Tag, – und schon gar nicht durch ein Teleskop: Hierbei erfolgt permanente Erblindung innerhalb von Sekunden.

Allerdings kann man den Transit gefahrlos verfolgen, wenn man die Sonnenscheibe durch ein Teleskop auf einen Schirm projiziert und das projizierte Bild betrachtet. Genau das haben die PhysikkollegInnen Jan Lubitzki, Klaus Oestreicher, Klaus Schmidt und Dr. Inge Thiering auf dem Schulhof für alle interessierten Klassen und KollegInnen in den Nachmittagsstunden angeboten. Markus Köck aus dem Astronomiekurs von Dr. Inge Thiering brachte es auf den Punkt: „Dies ist kein alltägliches Phänomen. Es ist faszinierend, die Objekte im Sonnensystem mit den eigenen Augen zu sehen.“

Globe-at-Night

Auch in diesem Jahr haben wir, der Astro-Kurs von Frau Dr. Thiering, wieder bei Globe-at-Night mitgemacht. Dies ist ein Umweltprojekt des National Optical Astronomy Observatory, bei dem grundsätzlich jeder mitarbeiten kann, der Interesse daran hat. Ziel des Projektes ist es, die Lichtverschmutzung der Erde festzustellen. Lichtverschmutzung ist eine durch künstliches Licht entstandene Aufhellung des Nachthimmels. Es will Aufmerksamkeit darauf lenken, dass unnötiges Aussenden von Licht der Umwelt schadet. Nicht nur für Astronomen macht sich dieses Thema bemerkbar, die bei Beobachtungen von der Erde aus Probleme mit gestreutem Licht haben. Auch in der Tierwelt führt dies zu massiven Störungen im Tag/Nacht Rhythmus der Tiere. Man sollte auch nicht vernachlässigen, dass es pure Energieverschwendung ist, ungenutzte Lichter in der Nacht zu betreiben.

Um dieses Projekt bei der Arbeit zu unterstützen, kann man nachts in bestimmten vorgegebenen Zeitspannen, die etwa 2-3 Wochen dauern, Beobachtungen durchführen. Dies dauert nicht lange und geht ganz einfach. Dabei muss man ein vorgegebenes Sternbild am Nachthimmel beobachten und dann anhand von Vergleichsbildern angeben, wie viele Sterne man in diesem Bereich gerade noch erkennen kann. Mit diesen Daten können die Wissenschaftler der Organisation daraufhin die Lichtverschmutzung des Beobachtungsortes feststellen.

Wie bei den anderen Projekten des Astronomiekurses, war es für uns sehr interessant an einem weiteren internationalen Forschungsprojekt mitarbeiten zu dürfen.

Luca K.

Sternenzeit

Am 14. Februar diesen Jahres hatte ich die Gelegenheit zusammen mit anderen Nachbeobachtern der NWT Gruppen die königliche Familie des Himmels kennenzulernen. Fr. Dr. Thiering  zeigte uns diese nicht nur, sondern erzählte uns auch deren Geschichten.

Aber fangen wir am Anfang des Abends an. Spontan per E-Mail zusammen gerufen fanden wir uns oberhalb der Schule zur Sternenbesichtigung ein. Fr. Thiering startete den Abend damit, uns zu zeigen wie man bei sternenklarer Nacht den Polarstern finden kann. Hierzu sucht man den großen Wagen und verlängert in Gedanken die Line die durch die hinteren beiden Sterne des Wagens führt  um das Fünffache ihres Abstandes nach oben. Dort befindet sich der Polarstern, auch Nordstern genannt, den man zur Orientierung  verwendet, da er im Gegensatz zu den anderen Sternen seine Position nicht verändert. Dann haben wir unseren Blick nach Westen gewandt, wo sich die königliche Himmelsfamilie befindet. Zunächst begegnet uns das Sternenbild der Königin Kassiopeia, auch als „Himmels-W“ bekannt. Sie zog den Zorn Poseidons auf sich da sie behauptete sie sei schöner als die Nymphen des Meeres. Daraufhin schickte der erzürnte Meeresgott das Ungeheuer Keto dem Kassiopeias Tochter Andromeda ausgesetzt werden sollte. Ihr Sternenbild befindet sich gleich neben dem ihrer Mutter, es besteht aus einer Kette von vier Sternen. Kurz bevor sie dem Ungeheuer  zum Opfer fällt wird sie von dem Helden Perseus  gerettet. Man sieht ihn im Himmel gleich neben Andromeda wie er ihr den Arm zur Errettung reicht. Neben solchen komplexen Familienangelegenheiten zeigte uns Fr. Thiering auch den heldenhaften Jäger Orion. Der uns mit seinem markanten aus drei Sternen bestehenden Gürtel beeindruckte. Durch das Teleskop konnte man unterhalb der Gürtelsterne im Orionnebel viele Strukturen erkennen, unter anderem das Orion-Trapez. Wie uns Frau Thiering erklärte sind dies vier ganz junge Sterne, die sich gerade erst aus Gas und Staub des Orionnebels gebildet haben.

Wir beendeten die Sternenzeit bei Sirius dem hellsten Stern am Nachthimmel und südlichsten sichtbaren Himmelsobjekt des Wintersechsecks. Dies war ein spannendes und lehrreiches (wenn auch kaltes) Erlebnis, das ich nur jedem weiterempfehlen kann.

Anna Wiese