Berlinfahrt 2018

Vom 07. bis 10. Februar 2018 waren 95 Zehntklässlerinnen und Zehntklässler sowie 8 Lehrerinnen und Lehrer des Max-Born-Gymnasiums auf Exkursion durch Berlin. Im Folgenden berichtet jeweils eine Schülerin oder ein Schüler aus jeder der vier Klassen von einem der Highlights der Berlinfahrt.

Besuch im Bundesrat (von Jessica Almaschij, 10b)

Nach der ersten Nacht in unserem Hostel begann um 8 Uhr mit einem ausgewogenen Frühstück unser zweiter Tag in Berlin. Um 9 Uhr trafen wir, die 10b uns vor dem Hostel, um mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zur Leipziger Straße zu fahren, wo wir zunächst die Mall of Berlin besuchten. Anschließend machten wir uns auf den Weg zum nächsten Treffpunkt, dem Bundesratsgebäude, welches wir dann auch, nachdem alle langsam eingetroffen waren, gemeinsam mit der 10d besuchten. Trotzdem ging unsere Führung pünktlich um 11 Uhr los. Als wir dann die eindrucksvolle Eingangshalle betraten, wurden wir von einem freundlichen Mitarbeiter, der die Führung leitete in Empfang genommen. Von ihm erhielten wir noch eine kurze Unterweisung, über das richtige Verhalten und die zu beachtenden Regeln. Nach dieser kurzen Einweisung brachte er uns in ein Zimmer, in dem wir unsere Sachen abstellen durften, um schließlich mit dem Gebäuderundgang zu beginnen. Währenddessen erzählte er uns von der Geschichte des Bauwerks und der Architektur, die modern gehalten ist, allerdings einige alte Elemente beinhaltet. So wurden zum Beispiel Überreste der Deckenfresken und der Wandverkleidung aus Stuckmarmor erhalten, um die Spuren der Geschichte in die moderne Ausgestaltung, mit der modernen Beleuchtung und den Kunstwerken zu erhalten und diesen Kontrast zu untermauern. Diesen Gegensatz, zwischen alt und neu, konnte man vor allem in der Wandelhalle beobachten, in der wir einen kurzen Halt machten und unser Tourleiter dies ausführlich erklärte. Zum Schluss des Gebäuderundgangs besuchten wir den wichtigsten Raum des Gebäudes, dort wo Politiker über Gesetzesentwürfe abstimmen – den Plenarsaal. Nachdem wir uns auf die Besuchertribüne setzten, erhielten wir einen Vortrag über die Aufgaben, Arbeitsweisen und die Zusammensetzung des Bundesrates. Diese Themen waren uns allerdings nicht ganz fremd, da wir sie bereits bei der Vorbereitung auf die Berlinfahrt im Gemeinschafskundeunterricht behandelt hatten, was auch zur Folge hatte, dass zum Ende hin nur wenige Fragen aufkamen, weswegen wir gleich zum Rollenspiel übergingen. Wir schlüpften in die Rolle der Bundesratsmitglieder und spielten eine Plenarsitzung nach. Die Schüler wurden auf die 16 Bundesstaaten aufgeteilt. Die restlichen Posten, wie Vertreter der Bundesregierung, der Präsident des Bundesrates, usw. wurden auch von Schülern besetzt. Wir Schüler hatten nun die Wahl zwischen drei verschiedenen Fragen, für die wir uns entscheiden konnten. Unsere Fragestellung lautete: „Sollten Jugendliche schon mit 16 Jahren Auto fahren dürfen?“ Nach kurzen 5 Minuten, in denen die einzelnen Länder Zeit hatten sich Notizen zu diesem Thema zu machen, ging es los. Einige von uns mussten an das Rednerpult treten und ihre Meinung in eine Stellungnahme erläutern. Danach stimmten alle ab, wobei erstaunlicherweise viele dagegen stimmten. Der Mehrzahl der Schüler gefiel das Rollenspiel, da man in den Rollen selbst miterleben konnte und ein Gefühl dafür bekam, wie eine Sitzung im Bundesrat abläuft. Nach der Führung holten wir unsere Sachen wieder ab und machten uns auf den Weg weitere Sehenswürdigkeiten zu besichtigen.

Besuch im Deutschen Bundestag (von Vincent Schmid, 10d)

Am 08. Februar 2018 war die 10d im Rahmen der Berlin-Fahrt im Bundestag. Der Aufenthalt begann mit Sicherheitskontrollen. Wir wurden schließlich alle einer Führungsgruppe zugewiesen und bekamen ein Band zum Umhängen, auf dem unsere Führungsgruppe stand. Unser Gruppenleiter stellte sich als derselbe sympathische Mann heraus, der uns am Vormittag bereits im Bundesrat herumgeführt hatte.

Die erste Station waren alt aussehende Wände mit kyrillischen Inschriften. Diese wurden von Soldaten der Roten Armee 1945 hinterlassen und wurden bei dem Umbau zum neuen Plenarsaalgebäude des Deutschen Bundestages wiederentdeckt. Fortan dienen diese Inschriften als Symbol des Sieges über Hitler weiter. Danach sahen wir eine Leuchtschriftstange, die vertikal durch die Decke ging, auf der Reden aus der Vergangenheit hoch- und runterliefen. Dieses Kunstwerk dient als Symbol für die Wichtigkeit der Rede in diesem hohen Hause. Nach reichlich Bestaunen ging es nun hoch in eine ovale Halle.

Blickte man nach oben konnte man auch schon die große Kuppel sehen. Die Halle, in der wir uns befanden, führte zu den Fraktionssälen der CDU-, CSU-Fraktion sowie zur SPD-Fraktion. In den letzten Raum gingen wir rein. Da keine Sitzungswoche war, war es überall im Bundestag ruhig. Wir betraten einen Saal geschmückt mit Bildern, die die Geschichte der Arbeiter zeigte und dementsprechend viel rote Farbe beinhaltete. Wir hörten einen Vortrag über die Funktion dieses Raums und bekamen langsam eine Vorstellung davon, wie hier Politik betrieben wird.

Nun ging es noch in den Gebetsraum, der mit Abstand der skurrilste Platz war: An den Wänden hingen Gemälde aus Nägeln, in der Mitte war ein großer Stein und davor waren in Reihen angeordnet unbequeme Holzstühle. Dieser Raum dient den Mitarbeitern als Gebetsraum, weshalb es für Muslime Teppiche und für Christen mobile Kreuze gab.

Weiter ging es mit der Führung in der Etage über dem Plenarsaal, in der wir ein Modell des Bundestags und seiner Umgebung sahen. Als nächste Station war der Plenarsaal dran. Wir sahen von den Besuchertribünen aus den ehrfürchtigen Ort, in dem seit Jahrzehnten gestritten, diskutiert und unser Land gelenkt wird. Es gab sogar feste Kameraplätze für die öffentlich-rechtlichen Sender.

Damit war die Führung vorbei und wir machten ein Gruppenfoto und verabschiedeten uns von unserem Gruppenleiter. Wir ließen den Besuch mit einer Besichtigung der Kuppel hoch oben im Bundestag noch ausklingen. Wir genossen die Aussicht über halb Berlin und gingen nun langsam aus diesem ereignisreichen Gebäude und ließen die Eindrücke und Erinnerungen sacken.

Besuch im Auswärtigen Amt (von Anton Altstaedt, 10a)

Am zweiten Tag unserer Berlin-Fahrt im Februar 2018, besuchten wir das Auswärtige Amt. Dort wurde uns von Herrn Plate, einem Mitarbeiter des Auswärtigen Amtes, der aus Wiesenbach stammt und ebenfalls das Max-Born-Gymnasium besucht hat, per Präsentation vorgestellt, was die Aufgaben des Auswärtigen Amtes sind, wofür es weltpolitisch eintritt und worauf sich das Außenministerium fokussiert. Uns wurde auch die Funktion der Botschaften und anderen Auslandsvertretungen vorgestellt und uns wurde erklärt, wann ein Botschafter einberufen wird beziehungsweise wann dieser auch, z.B. bei einem starken diplomatischen Konflikt, des Landes verwiesen werden kann. Außerdem präsentierte uns Herr Plate den Weg vom Referats,- bzw. Abteilungsleiter zum Staatssekretär und zum Außenminister. Insgesamt hielten wir uns ungefähr eineinhalb Stunden im Außenministerium auf, da an die Präsentation noch eine circa einstündige Fragerunde folgte, in der wir außerdem die Positionen des Außenministeriums bezüglich verschiedener weltpolitischer Krisen und Konflikte erfuhren. Herr Plate verfügte über ein ausgeprägtes Wissen und konnte uns so einen guten Einblick in den Alltag und die Aufgaben des Außenministeriums gewähren.

Besuch in Hohenschönhausen(von Isabell Gleiter, 10c)

An dem 08.02.2018 fuhren wir, die 10c, zusammen mit der 10d nachmittags zu der Gedenkstätte Hohenschönhausen, wo sich zu DDR-Zeiten eine Untersuchungshaftanstalt der Stasi befand. Das Ziel von Hohenschönhausen war es die eingesperrten Menschen durch körperliche und insbesondere psychologische Folter zu „brechen“. Die Untersuchungshaftanstalt war von 1951 bis 1989 in Betrieb und wurde am 14. Dezember 1989 aufgrund der Wende und der friedlichen Revolution aufgelöst. 1994 wurde die Gedenkstätte eingerichtet um über den Missbrauch und die Folter der Stasi aufzuklären und zu reden.

Als wir in den ersten Raum gelangten, bemerkten wir direkt, dass eine unangenehme Stimmung herrschte. Wir befanden uns in einem Verhörraum, der immer noch gut erhalten, aber dennoch alt aussah. Es stellte sich heraus, dass unser Reiseführer ein ehemaliger Gefangene und Zeitzeuge von Hohenschönhausen ist. Aus diesem Grund erzählte er uns viel über das tagtägliche Leben in der DDR und wie die Gefangenen in Hohenschönhausen missbraucht wurden. In Hohenschönhausen wurden Menschen eingesperrt, die politisch von der Stasi verfolgt wurden, ihnen in einer Ideologie widersprachen oder bei der Ermittlung von Information nützlich sein könnten. Innerhalb Hohenschönhausens gab es jeden Tag Verhöre, welche unterschiedlich lange bei jedem andauerten, da es immer von dem mentalen Zustand der betroffenen Person abhing. Die Gefangenen wussten nicht wo sie gefangen waren, da sie zuvor in Berlin, mehrere Stunden lang mit verbundenen Augen, in einem Kleintransporter, von der Stasi herumgefahren wurden. Nach dem ersten Raum kamen wir zu einem kleinen Innenhof, in dem sich die Gefangenen unabhängig von Wind, Wetter oder der Kälte, die draußen herrschte, aufhalten ‚durften‘. Im Winter hatten dadurch viele Gefangene Frostbeulen und waren unterkühlt. In den Gebäuden befanden sich die Zellen der Gefangenen, welche sehr klein waren und nur das Nötigste enthielten, um diese am Leben zu halten. Etwas weiter kamen wir zu den Gummizellen, in welche von der Stasi schwer verstörte Menschen kamen, um nicht imstande zu sein, sich selbst zu verletzen. Viele Gefangene versuchten sich selbst zu verletzen, da sie dann in ein Krankenhaus gebracht wurden und für eine Weile dem Missbrauch der Stasi entkommen konnten. In den Gummizellen befanden sich keine Fenster, sondern nur schallisolierte und gedämpfte schwarze Polster, um Schreie unhörbar und Verletzungen unmöglich zu machen.

Es hat uns alle beeindruckt, dass viele ehemalige Gefangene die Führungen in Hohenschönhausen machen, da keiner von uns in der Lage sein könnte, nach einem so schwerem Missbrauch wieder an den Ort zurückzukehren, an dem alles passiert ist. Die ehemaligen Gefangenen haben dadurch unseren ehrlichen Respekt erlangt und uns zutiefst beeindruckt. Wir waren sehr gerührt als wir gegen Ende der Führung erfahren haben, dass unser Reiseführer seinen Träumen nachgegangen ist und nach seiner Gefangenschaft dennoch viele schöne Erinnerungen machen konnte. Wir alle realisieren oft nicht, wie gut es uns eigentlich geht. Wir haben Religionsfreiheit, Meinungsfreiheit und können uns frei bewegen, was allerdings nicht bedeutet, dass das eine Selbstverständlichkeit ist. Aus diesem Grund ist es wichtig die Erinnerung an Hohenschönhausen am Leben zu halten, damit wir und zukünftige Generationen sicherstellen können, dass so etwas nie wieder passiert.

Tablet Projekt

„Wir müssen nicht mehr so viele Bücher mit uns herumschleppen. Die sind dann digital auf dem Tablet. Hoffentlich wird der Unterricht spannender!“, meinte Linus Käshammer aus der 7a. Dass der Unterricht tatsächlich vielfältiger und spannender wird, konnten Bürgermeister Frank Volk, seine Mitarbeiter, die involvierten Kollegen des MBG und die Schülerinnen und Schüler der Klassen 7a und 7b am 1. Februar 2018 mit eigenen Augen sehen: Bei der Auftaktveranstaltung zum Schulversuch „Tablets an Gymnasien“, an dem neben dem MBG 28 weitere Schulen beteiligt sind, stellte Franziska Lui die Arbeit mit einem digitalen Geschichtsbuch vor, das Film- und Audioquellen, Karikaturen und Grafiken, Hintergrundtexte, Arbeitsblätter und Schüleraufschriebe kombiniert und somit Buch, Workbook, Heft, Schnellhefter und audiovisuelle Medien vereint und alle Materialien themenbezogen zusammenführt. Max Schwemlein, Mathematik, Informatik und Physiklehrer sowie Koordinator des Tabletversuchs am MBG stellte die Möglichkeiten für den Mathematik- und Informatikunterricht vor. Beispielsweise könne mit dem Programm GeoGebra der Geometrieunterricht sehr anschaulich gestaltet werden. Schwemlein führte Spiele vor, die seine Schüler in der Schulstunde vor der Veranstaltung im Informatikunterricht mit „Scratch“ programmiert hatten. „Ich finde es toll, dass wir dann auch zu Hause an unseren Informatik-Projekten weiterarbeiten können“, freute sich Noah Rudolph aus der 7b.

Vom Kultusministerium erhält die Schule 54.000€ für die Teilnahme am Schulversuch „Tablets an Gymnasien“ – dies reicht laut Schulleiter Joachim Philipp noch nicht einmal für die Anschaffung der dafür benötigten 120 Tablets aus. Die Stadt Neckargemünd bringt noch etwa 60.000€ auf, um die schulische Infrastruktur auf den neusten Stand zu bringen und unter anderem die technischen Voraussetzungen für die Teilnahme am Schulversuch, aber auch digital-multimedialen Unterricht im Allgemeinen zu ermöglichen.

Der Schulversuch „Tablets an Gymnasien“ ist das größte wissenschaftliche Experiment zur Untersuchung von digitalen Möglichkeiten im Unterricht, das jemals in Europa stattgefunden hat. Sechs mal bekommen die Schüler im nächsten halben Jahr Besuch von Wissenschaftlern, die den Wissens- und Leistungszuwachs der Tabletklasse mit klassisch unterrichteten Klassen empirisch vergleichen. Der Schwerpunkt des Einsatzes der Tablets liegt zunächst im Geschichts-, Mathematik- und Englischunterricht, doch haben bereits die Kollegen der Fächer Physik und Informatik großes Interesse am Tabletunterricht geäußert.

Bürgermeister Frank Volk liegt das Projekt „seines“ Gymnasiums sehr am Herzen, zumal er selbst 1981 die erste Informatik-AG des Gymnasiums Neckargemünd – heute Max-Born-Gymnasium – besucht hatte. Seitdem hat sich unglaublich viel getan und das MBG war und ist immer bestrebt, seine Schüler auf dem neusten Stand der Technik für die Berufswelt vorzubereiten. Frank Volk hält viel von dem Schulversuch, auch wenn er meint, dass die Kommunen mit der Finanzierung zum großen Teil im Stich gelassen werden. Zu den Schülern sagte er: „Ihr seid die Weichensteller. Ihr könnt den Experten und Wissenschaftlern helfen herauszufinden, wie Tablets am besten im Unterricht eingesetzt werden können. Ihr stellt die Weichen für zukünftige Generationen. Geht sorgfältig mit den Tablets um. Lernt eifrig und seid motiviert, euch selbst zu informieren. Ich wünsche euch viel Erfolg!“ Volk, der mit seinem Team aus dem Rathaus ans MBG gekommen war um den Startschuss für das Projekt mitzugestalten, dankte der Schulleitung und den Lehrkräften sehr herzlich für die zusätzliche Arbeit, die sie bereits in das Projekt investiert haben und noch investieren werden.

Frank Volks Team besteht aus folgenden Rathaus Mitarbeitern: Daniel Möhrle, Fachberater für Finanzen, Hildegard Semrau und Malon Weiher, ehemaliger Schüler des MBG, die im Rathaus Neckargemünd für Schulen und Kindergärten zuständig sind und Nico Walschburger, zuständig für Informations- und Kommunikationstechnik. Letzterer hat in den vergangenen Jahren immer wieder mit den Kollegen des MBG informationstechnische Innovationen geplant und bei der Umsetzung mitgeholfen.

Schulleiter Joachim Philipp dankte der Stadt für die großartige Unterstützung und seinem Vorgänger Horst Linier dafür, dass er die Modernisierung und Digitalisierung immer gefördert und vorangetrieben habe. Die Hauptlast habe Max Schwemlein getragen, der nicht nur die Bewerbung für das Tabletprojekt geschrieben, sondern auch die Planung des Projekts, die Auswahl und Beschaffung der Geräte sowie die Durchführung des Projekts koordiniert habe. Auch die neu ausgestatteten Computerräume, die Computertechnik in den Naturwissenschaftsräumen und die mittlerweile 12 Klassenzimmer, die mit interaktiven Whiteboards und Dokumentenkameras ausgestattet sind, gehen auf sein Konto. „Durch die moderne Ausstattung ist interaktiver, schüleraktivierender und multimedialer Unterricht vom Feinsten an unserer Schule möglich. Die Kollegen und Schüler wissen dies zu schätzen“, stellte Schulleiter Joachim Philipp fest. „Unsere neuen Tablets werden eingesetzt für die Informationsbeschaffung und zum Lernen. Aber auch die Technik, die in ihnen steckt, soll verstanden werden. Notwendige Sicherheitsvorkehrungen müssen von den Schülern verstanden und der sensible Umgang mit personenbezogenen Daten sowie der kritische Umgang mit Informationen aus dem Internet muss erlernt werden. Dies sind unabdingbare Fähig- und Fertigkeiten in unserer modernen Welt. Ich wünsche euch viel Freude und Motivation beim Lernen und Spielen oder auch beim spielend Lernen!“

Schülerkonferenz zum Abschluss des Denkwerks

„Begegnungen vor Ort – Verwaltungsgeschichte und NS-Alltag!” im Hörsaal des Historischen Seminars der  Universität Heidelberg

Knarzende alte Holzbänke und enge Pulte: Die Schülerinnen und Schüler des Seminarkurses „Verwaltungsgeschichte und NS-Alltag“ sowie die Klasse 10b des Max-Born-Gymnasiums Neckargemünd durften Uni-Luft schnuppern. Am 15. September 2016 präsentierten sie gemeinsam mit zwei Schülergruppen des Bunsengymnasiums auf Einladung von Prof. Dr. Cord Arendes, Inhaber des Heidelberger Lehrstuhls für „Public History“, bei einer Schülerkonferenz im altehrwürdigen Gebäude der historischen Fakultät die Ergebnisse ihres Denkwerks „Begegnungen vor Ort! Verwaltungsgeschichte und NS-Alltag“.
Unter Mithilfe ihrer Lehrerinnen und Lehrer sowie vier studentischer Hilfskräfte hatten die  Schülergruppen beider Gymnasien im letzten Schuljahr historische Quellen aus der Region studiert und Rückschlüsse über unsere Region im Nationalsozialismus gezogen.
Nach einer Einführung von Studiendirektor Joachim Philipp vom Max-Born-Gymnasium, in der er den Ablauf des Projekts schilderte und allen universitären Unterstützern dankte, allen voran Prof. Dr. Cord Arendes, Prof. Dr. Frank Engehausen und den studentischen Hilfskräften Vanessa Hilss und Julia Schönthaler, präsentierten drei Seminarkursschüler des Max-Born-Gymnasiums die Ergebnisse ihrer Seminararbeit. Lara S. hatte sich mit Euthanasie in Neckargemünd beschäftigt; Julian W. sprach über die so genannte „geistige Enthauptung Deutschlands“, speziell die Vertreibung von Professoren der Universität Heidelberg; und Niklas R. hatte sich mit der Arisierung von Betrieben in Neckargemünd und Heidelberg auseinandergesetzt.
Die Neuntklässler des Bunsengymnasiums präsentierten die Ergebnisse ihrer Quellenauswertung zu dem Thema „Verwaltungsgeschichte und NS-Alltag in Heidelberg“. Sie legten ihre Schwerpunkte auf die Themenbereiche Schulbesuch im Nationalsozialismus in unserer Region, die regionale Judenkartei und den Arbeitseinsatz von Kriegsgefangenen.
Mit den Thema „Verfolgte Menschen im Nationalsozialismus“ hatte sich die ehemalige 9b des Max-Born-Gymnasiums im vergangenen Schuljahr beschäftigt. Die Schwerpunkte wurden, wie das Projekt vorsieht, natürlich auf die Region gelegt und untergliedert wurde in verfolgte Juden, Menschen mit Behinderungen, Sinti und Roma, Homosexuelle und politisch Verfolgte. Des Weiteren hatte sich die 9b mit der Jugend im Nationalsozialismus beschäftigt. Hier ging es besonders um den Schulalltag und die Hitlerjugend in der Region, die zum Beispiel in Bammental Zeltlager abhielt und ziemlich selbstbewusst auftrat.
Ein Geschichtskurs der Klasse 11 des Bunsen Gymnasiums hatte außerdem ein Homepageprojekt zum Denkwerk erstellt, welches bei der Schülerkonferenz vorgestellt wurde. Im Anschluss an die Präsentationen gab es eine Posterausstellung der beiden Schulen, zu der die Schüler der jeweils anderen Schule ein Quiz beantworten durften.
Die Schülerinnen und Schüler des Max-Born-Gymnasiums und des Bunsen-Gymnasiums hatten das Glück an einem von deutschlandweit acht Denkwerken der Robert-Bosch-Stiftung unter dem Motto „Als Schüler kommen und als Forscher gehen“ teilnehmen zu dürfen.
„Wir haben sehr viel gelernt: Die Arbeit im Archiv, die Auswertung von Quellen, Recherchearbeit und alles was sonst noch zum wissenschaftlichen Arbeiten dazu gehört. Es war eine anstrengende, aber extrem gewinnbringende Zeit für uns. Wir wissen jetzt, was in einem Universitätsstudium auf uns zukommt.“, meinte Annika B. aus der Kursstufe 2 des MBG. Die jüngeren Schüler, die zur Zeit des Projekts noch in der neunten Klasse waren, stimmten zu: „Wir haben zwar keine Seminararbeit geschrieben, aber wir haben in Gruppen historische Quellen studiert und ausgewertet. Die Ergebnisse haben wir dann für unsere Posterpräsentation zusammen gestellt.“, erklärte Gina K. aus der jetzigen 10b des MBG. Welche Bedeutung hatten die Landesministerien überhaupt noch? Wie hat das Herrschaftssystem der Nationalsozialisten nach unten hin funktioniert? Dieser lokalen Perspektive näher zu kommen, war das Ziel der Kooperation des Lehrstuhls für Public History der Universität Heidelberg (Prof. Dr. Cord Arendes), des Forschungsprojekts „NS-Landesministerien in Baden und Württemberg“ (Prof. Dr. Frank Engehausen), des Max-Born-Gymnasiums Neckargemünd (StD Joachim Philipp, StR‘ Elli Plett) und des Bunsen-Gymnasiums Heidelberg (StD Ulrike Falkner und StR Andreas Adolphs).
Ulrich von Sanden, Fachreferent für Geschichte vom Regierungspräsidium Stuttgart, war beeindruckt von diesem Projekt: „Ihr Projekt ist ein Paradebeispiel, so zu sagen ‚best practice‘, für unseren neuen Bildungsplan. Wir möchten die Anbindung an den Alltag und an die Region im Geschichtsunterricht verstärken. Das war ein beeindruckender Vormittag.“
Auch die Schüler waren überzeugt von der Wichtigkeit des regionalen Bezugs. Lana S. aus der Kursstufe 2 des MBG meinte in der Abschlussrunde: „Auf diese Weise war das ganze Thema viel näher an uns dran. Ein Euthanasie-Opfer aus Neckargemünd berührt uns viel mehr als ein Fall aus einer anderen Region. Wir können uns das Ausmaß der nationalsozialistischen Herrschaft jetzt viel besser vorstellen. Das war nicht weit weg, sondern direkt vor unserer Haustüre.