Wald im Wandel – der Einfluss der Klimakrise auf unsere Wälder

Sieben qualifizierte Referate beim Vortragsabend mit dem Titel ” Wald im Wandel – der Einfluss der Klimakrise auf unsere Wälder” im Max-Born-Gymnasiums machten deutlich: Wald und Holz als CO2 Speicher unterstützen in der Bemühung die Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Die sogenannte Senkenleistung des Waldes liegt in Deutschland, von dessen Landfläche 32 Prozent mit Wald bedeckt ist, jährlich bei rund 52 Millionen Tonnen. Damit kann der deutsche Wald aber nicht signifikant zur Treibhausgasreduzierung beitragen, vielmehr ist er auch in seinem Bestand durch den von den Emissionen ausgelösten Klimawandel bedroht. Als Moderator des Abends fungierte Maximilian Bernauer, der vor elf Jahren selbst am Max-Born-Gymnasium sein Abitur ablegte. Der CDU-Stadtrat vertrat Anne von Reumont, die Fraktionssprecherin, die im Rahmen der Verabschiedung des Waldhaushalts im Gemeinderat das Thema der CO2-Speicher-Funktion des Waldes und das Überdenken des seitherigen Umgangs in der Waldbewirtschaftung angesprochen hatte. In Zusammenarbeit mit Nele Welter und dem Max-Born-Gymnasium gelang es nun dieses Thema in fachlich fundierter Form aufzugreifen und Denkanstöße zu geben.

Nach den sechs Vorträgen der Kursstufe 2 des Chemiebasiskurses von Lehrerin Nele Welter sprach als Gastredner Christian Vonderach von der forstwissenschaftlichen Versuchsanstalt Baden Württemberg, Abteilung Biometrie und Informatik, über die neu angewandte Berechnungsmethode zur Ermittlung des oberirdischen Biomassenpotenzials von Waldbeständen. Die Kenntnis der Biomasse ist nicht nur Voraussetzung für die Bestimmung der Kohlenstoffvorräte (Treibhausgasspeicherung), sondern auch für die Abschätzung von Energieholzpotenzialen. Im bundesweiten Durchschnitt beläuft sich die oberirdische Biomasse pro Hektar auf rund 187 Tonnen. Bei der landesspezifischen Auswertung der Bundeswaldinventur in Baden-Württemberg erreicht die oberirdische Biomasse im Mittel 213 Tonnen je Hektar. In der Nutzung des Waldes plädierte Christian Vonderach ganz klar für langfristige Holzprodukte gegenüber der energetischen Nutzung. Die Klimakrise sei jedenfalls die größte Bedrohung für Wald und Mensch, deshalb sei der Erhalt des Waldes und seiner Funktionen so wichtig.

Nicht nur Schulleiter Joachim Philipp zeigte sich überaus angetan von den vielseitigen Perspektiven des Vortragsabend, auch das Publikum begleitete begeistert die rundum informativen Ausführungen der Schülerinnen und Schüler, die sich in Vierergruppen den verschiedenen Themen widmeten. Mit den Funktionen des Waldes, der Schutz vor Erosion bietet, Lebensraum für Tiere und Pflanzen ist, ein wichtiger Rohstofflieferant darüber hinaus, die Luftqualität verbessert, Wasser speichert und Klimaregulator ist, setzte sich der erste Vortrag auseinander. Dank des Stoffumsatz der Bäume in der Fotosynthese nimmt der Baum Kohlendioxid auf und setzt Sauerstoff frei – ein guter Grund, warum die Wälder geschützt werden sollten.

Dem tropischen Regenwald widmete sich die zweite Schülergruppe in ihrem Vortrag. Bis zu sechsmal mehr als heimische Wälder speichern tropische Regenwälder CO2. Das Abholzen und Abbrennen des Regenwaldes setzt den gespeicherten Kohlenstoff frei. Aber auch die Funktion des Regenwaldes als Wasserspeicher wird unterschätzt. Sein Abholzen – hauptsächlich um landwirtschaftliche Nutzung zu ermöglichen, löst eine Kettenreaktion von Dürre-Perioden, Waldbränden, Temperaturanstiegen und dem Ansteigen des Meeresspiegels aus.

Bringt die Aufforstung etwa die Rettung des Klimas? Diese Fragestellung untersuchte die dritte Schülergruppe und kam zu dem Schluss, dass die natürliche Regeneration der Wälder der Aufforstung vorzuziehen ist. Dennoch lässt sich mit der Aufforstung die Wüstenbildung aufhalten, wirtschaftlicher Zuwachs erzielen und Bodenerosion verhindern. Der Klimawandel indes wird sich damit allein jedoch nicht eindämmen lassen.

Die Probleme der Holzverbrennung beleuchtete die vierte Schülergruppe und kam zu dem Schluss, dass es lediglich als Übergangslösung anzusehen ist und nur bei regionalem Holzabfallprodukten sinnvoll ist. Mit dem Neckargemünder Wald und den Problemen durch den Klimawandel vor Ort beschäftigte sich die fünfte Schülergruppe und hatte für ihren Vortrag auch den Kontakt zu Revierförster Uwe Reinhard gesucht. Nachdem die Buche die dominierende Bauart ist, aber sehr viel schlechter mit den veränderten klimatischen Bedingungen, vor allem mit der Trockenheit, zurecht kommt, ist es die Zielsetzung einen stabilen Laubbaum-Mischbestand zu entwickeln und vermehrt auf die Roteiche zu setzen.

Die letzte Schülergruppe stellte das Lübecker Modell vor, das sich als Gegengewicht zur klassischen Forstwirtschaft sieht und ein naturnahes Waldmanagement anstrebt. Dabei geht es um weitestmögliche Schonung und nachhaltige Nutzung des Waldes bei größtmöglicher Rücksicht auf alle Waldfunktionen.

Anna Haasemann-Dunka