„Total tote Hose“? Denkste!

Unterstufen-Theater-AG eröffnet die „Spielzeit“ 2019/20 am MBG mit „Das Gespenst von Canterville“

Schon das ganze vergangene Schuljahr wurde geprobt und geübt und der Text gelernt – aber erst in den ersten Wochen des neuen Schuljahrs war die „heiße Phase“ für die Schauspielerinnen und Schauspieler der Unterstufen-Theater-AG. Mit dem „Gespenst von Canterville“ in einer modernen Bearbeitung frei nach Oscar Wilde hatten sich die beiden Regisseurinnen Ellen Koch und Evelyn Staedel ein fulminantes Stück vorgenommen, das sie in drei Aufführungen (24., 25. sowie 26. September) für die Unterstufe des MBG sowie die 4. Klassen aus umliegenden Schulen präsentierten.

Der amerikanische Botschafter (Frieda Hillers) erwirbt ein Gutshaus in England, ohne auf die Warnungen Rücksicht zu nehmen, dass es in dem mittelalterlichen Gemäuer spuke. So zeigt sich dann nach dem Einzug auch seine Familie – Flurina Koch als genervte Mutter des schnöseligen Washington (Jakob Koch), der affektierten Virginia (Sophie Brucker) und der frechen Zwillinge (temporeich: Kathleen Körte und Fanny Heimberger) – zunächst mal gelangweilt, weil es in England „soweit das Auge reicht, nur Bäume“ anstelle von Wolkenkratzern gibt. Sie scheinen auch weniger erschreckt als amüsiert durch den nächtlichen Besuch des Hausgeists, Sir Simon (brillant: Louisa Christopher). Anstatt, wie die Haushälterin (Annika Schemenauer), theatralisch in Ohnmacht zu fallen, versorgt man als abgeklärter Amerikaner das Gespenst lieber mit Putzmittel gegen quietschende Ketten und pflanzlichen Medikamenten gegen die schlechte Laune.

Als auch noch ein jahrhundertealter Blutfleck einfach weggewischt wird, weiß das arme Gespenst nicht mehr weiter und sucht Hilfe bei den Geistern der Ahnen auf dem Friedhof. In den Friedhofszenen wandelt sich die Stimmung von lustig zu gruselig – die Geister steigen aus den Gräbern hervor und versuchen Sir Simon mit Tipps zu erfolgreicherem Spuken zu helfen.

Letztendlich einigt man sich mit dem Hausherrn auf einen Vertrag. So kommt es im Gutshaus zu einem friedlichen Zusammenleben des Diesseits und Jenseits.

Die Grund- und Unterstufenkinder folgten dem Geschehen gebannt und applaudierten zum Schluss begeistert. Am Premierenabend ergriff auch Schulleiter Joachim Philipp noch das Wort und dankte allen Akteuren für ihre vielen Stunden an Einsatz für dieses Projekt: “Liebe junge Schauspielerinnen und Schauspieler, das habt ihr großartig gemacht! Man merkt, dass ihr fast ein Jahr lang dieses umfangreiche Stück geprobt habt, und ihr habt ganze Arbeit geleistet! Liebe Frau Koch und liebe Frau Staedel, toll, was Sie da als Regisseurinnen auf die Bühne gebracht haben! Man merkt, wie viel Herzblut darin steckt! Herzlichen Dank!”

Im Anschluss waren (sicher nicht nur) die Kinder der Klasse 5a voll des Lobs: „Wow, das haben Kinder gespielt, die kaum älter sind als wir!“ „Ganz schön toll, dass die sich so viel Text merken konnten!“ „Am lustigsten fand ich die Streiche der Zwillinge!“

Die Physiker

„Für wen sich meine Patienten halten, entscheide ich – ich kenne sie weitaus besser als sie sich selbst.“ Die schizophren-überdrehte Chefärztin Dr. Mathilde von Zahnd, brillant gespielt von Eva Hantmann, bzw. Gina Paulus in der zweiten Aufführung, hat von Anfang an die Zügel in der Hand. Gekonnt spielt sie die Physiker, deren wissenschaftliche Erkenntnisse ihr zur Macht verhelfen sollen, und die Justiz – personifiziert durch Kommissar Voss – gegeneinander aus. Die Zuschauer wundern sich zunächst nur über ihre manischen Verhaltens- und Sprechweisen, durchschauen jedoch erst nach und nach ihr exzentrisch-erfolgreiches Machtspiel.

Voss, gekonnt gespielt von Manuel Holzer, gibt zu Beginn des zweiten Aktes gut gelaunt auf: „Die Gerechtigkeit macht Urlaub.“ Von nun an übernehmen regelrechte Bestien die Aufsicht in der Irrenanstalt, die zum Gefängnis umfunktioniert wird.

Der unglaublich gute und satirisch-pointiert geschriebene Text von Dürrenmatt hat seine Aktualität nicht verloren. In seinem Stück konkurrieren die Spione Kilton, im Auftrag der USA, und Eisler, im Auftrag der Sowjetunion um den angeblich wahnsinnigen Physiker Möbius, welcher wichtige und weltverändernde Entdeckungen gemacht hat – Dürrenmatt schrieb sein Stück zur Zeit des Kalten Krieges. Heutzutage prahlen Trump und Kim Jong-un, jeweils den größeren und mächtigeren „Atomwaffenknopf“ zu besitzen. Surreale Verhältnisse damals – surreale Verhältnisse heute.

Unglaublich witzig parodiert wurde Missionar Rose: bei Dürrenmatt ist er ein kreuzbraver, spießiger Psalme-Kenner, der vor scheinheiliger Christlichkeit trieft. In der MBG-Inszenierung von Barbara Laufs kam Missionar Rose, gespielt von Cedric Happes, im Hawai-Hemd und mit Flossen als minderbemittelte emotionale Heulsuse auf die Bühne.

Auch die drei Physiker, Emily Reisig, bzw. Florian Skarke (Aufführung zwei) als Möbius, Franziska Böhm, bzw. Marie Hambrecht als Albert Einstein (Eisler) und Jakob Ruch als Newton (Kilton) zeigten ihr schauspielerisches Talent und durchliefen im Laufe des Stücks emotionale Höhen und Tiefen.

Insgesamt bestach die Inszenierung von Barbara Laufs durch viele spielerisch-innovative Elemente: der Weltraumpsalm – bei Dürrenmatt sehr bedrohlich, eklig und warnend – wurde hier zur Spaßreise durch den Weltraum mit „Diskomucke“ und Lichterkugel.

Romantische Szenen, wie zum Beispiel zwischen Krankenschwerster Monika Stettler und ihrem Patienten Möbius, wurden bei Kerzenschein mit „Love is in the air“ musikalisch passend untermalt.

Besonders dramatisch wurde es im neu konzipierten Schlussteil: die verrückte Chefärztin, nun im Ganzkörper-Maler-Overall mit Tutu und Taucherbrille, tötet – die ganze Zeit über manisch kichernd – die drei Physiker, um die Weltherrschaft an sich zu reißen. Sie wird dabei mit einem Maschinengewehr von Uwe Sievers, Boxchampion im Militäranzug, gespielt von Veit Sauer, bewacht.

Ihr schauspielerisches Talent bewiesen auch Tessa Holtmann als Oberschwester Marta Boll, Lucy Kuhnert als Monika Stettler, Hai Nam Nguyen, der alle drei Söhne von Möbius spielte, Stefanie Weiss als Fräulein Rose und Lara Brecht als Gerichtsmediziner Blocher.

Schulleiter Joachim Philipp und Bürgermeister Frank Volk waren begeistert von den beiden Aufführungen am 15. und 16. Juni 2019: „Es ist unglaublich, was in euch steckt! Toll, was Barbara Laufs hier in den letzten Jahren aufgebaut hat!“, lobte Joachim Philipp die gesamte Theater-AG und ihre Leiterin.

Wir danken dem Freundeskreis für die finanzielle Unterstützung.

Zeitungsflirt

Thomas Frenzel, Redakteur der Rhein-Neckar-Zeitung, war bei der Preisverleihung des „Zeitungsflirts“ wieder voll des Lobes über die Vielfalt der Artikel, die in der Sonderbeilage der RNZ am 14.Mai 2019 abgedruckt waren.
Insgesamt wurden in diesem Jahr 155 Artikel von Schülerinnen und Schülern eingesendet und von einer Fachjury gelesen. 15 Artikel waren so herausragend, dass diese mit einem Preis bedacht wurden.
Zur großen Freude des Max-Born-Gymnasiums waren darunter auch drei Artikel von Schülern der 9. Klassen: Amelie Hanemann, Sarah Tchamako, Joelle Kronauer und Sebastian Wagner waren in Begleitung der Deutschlehrerin Katrin Kieckhäfer-Wüst nach Eberbach eingeladen.
Zu den Artikeln fand Thomas Frenzel sehr persönliche Worte:
So hatten Amelie Hanemann und Sarah Tchamako aus der 9a gemeinsam einen Artikel zu Vorurteilen in unserer Gesellschaft unter dem Titel „Zwei wie Kokosnuss und Banane“ verfasst, der sich sehr subtil mit dem Thema Migration beschäftigt und ein Abbild der deutschen Gesellschaft zeigt.
Joelle Kronauer aus der 9b hatte sich ebenfalls mit einem gesellschaftlichen Thema auseinandergesetzt, dem Egoismus in der heutigen Gesellschaft.
Einen ganz anderen Schwerpunkt fand Sebastian Wagner, Schüler der 9d: Thomas Frenzel betitelte das Thema als „schönste Nebensache der Welt“ und meinte damit das Fußballspielen.
Sebastian gelang es mehr als einen reinen Bericht zu dem Spiel des FC Bayern München und dem FC Liverpool zu verfassen. Hintergründe und Analysen machten seinen Artikel zu einem der Besten im Bereich Sport.
Alle vier Gewinner erhielten Gutscheine und ein Jahr kostenloses Lesen der RNZ Live-App.

Das Max-Born-Gymnasium freut sich mit den Gewinnerinnen und Gewinnern!
Herzlichen Glückwunsch!

K. Kieckhäfer-Wüst