Kuchen, Würstchen und Gespräche

Kennenlernfest der fünften Klassen

Vor etwas mehr als vier Wochen waren die neuen Fünftklässlerinnen und Fünftklässler in ähnlichem Rahmen – noch bei sommerlichem Wetter – gemeinsam mit den Eltern zur Einschulung in der Aula zusammengekommen. Am 12. 10. 2019 traf man sich in ähnlichem Kreis wieder, zum Kennenlernfest.

Eröffnet wurde das Fest durch den Chor der Fünftklässler, der die Eltern mit stimmungsvollen Herbstliedern begrüßte, und beim Lied vom „Drunken Sailor“ sowohl erste Englischkenntnisse unter Beweis stellte, als auch schon mehrstimmigen Gesang präsentierte. Begleitet von Alvaro Blumenstock am Klavier und dirigiert von Julia Ruch, zeigten die Kinder, was sie im Musikunterricht der letzten Wochen schon gelernt haben.

Schulleiter Joachim Philipp begrüßte Kinder und Eltern und lobte den tollen Gesang. Als die Kinder, unterstützt von den Klassenpaten aus den 10. Klassen, unterwegs waren zur Stadtrallye, dankte Joachim Philipp den Klassenlehrer-Teams für ihren besonderen Einsatz gerade in den ersten Schulwochen. Sie hatten den Übergang aus der Grundschule für die neuen Fünftklässler sehr umsichtig gestaltet. Synco de Vogel stellte die Arbeit des Freundeskreises vor: Ohne dessen Unterstützung könnte die Schule viele Angebote nicht in der Form verwirklichen, wie z. B. das Sozialtraining, das die 5. Klassen gerade durchlaufen, Konzerte, Berufsorientierung und vieles andere. Deshalb warb er unter den Eltern der 5. Klassen um Neu-Eintritte.

Für die leckere Bewirtung sorgte wieder einmal der Freundeskreis, unterstützt von einigen Schülerinnen und Schülern der zehnten Klassen und der K1. Die Neuntklässler hatten für die Schulneulinge 21 Kuchen gebacken. Susanne Kundel-Schäfer hatte hübsche Blumen-Arrangements bereitgestellt und so die Aula einladend geschmückt. In diesem Ambiente war dann Gelegenheit für Gespräche der Eltern untereinander und auch mit den Klassen- und Fachlehrkräften der fünften Klassen. Oft ging es dabei um die Vor- und auch Nachteile der Kommunikation zwischen Schule und Elternhäusern mit dem neuen „myMBG“-Dienst, aber auch das Sozialtraining und andere Fragen in Bezug auf Unterricht und Klassensituation konnten besprochen werden.

Das Kennenlernfest am Max-Born-Gymnasium ist eine liebgewonnene Tradition, die besonders den Eltern das Ankommen in der Max-Born-Schulgemeinschaft versüßt. (We)

Für einen sicheren Schulweg: Schulwegsbegleiter am MBG

„Toll, dass Yannick uns über die ersten Wochen hinweg in die Schule begleitet hat. Jetzt fühlen wir uns richtig sicher und trauen uns den Weg aus Wiesenbach in die Schule allein zu!“ – So das Fazit der Schulradlergruppe aus Wiesenbach.

Michael Fröhlich vom ADFC organisiert seit Jahren die Radmentorenausbildung am MBG, gemeinsam mit Uwe Blümler vom RNV, der für die Ausbildung in Bezug auf die öffentlichen Verkehrsmittel zuständig ist. Fröhlich war beeindruckt von dem Engagement und der Zuverlässigkeit der vier Busmentorinnen und des Radmentors, die im Verlauf des letzten Schuljahrs ausgebildet wurden und in den ersten Schulwochen ihren Einsatz für die Fünftklässlerinnen und Fünftklässler hatte. „Fast die Hälfte der Schülerinnen und Schüler merkt im Verlauf der Ausbildung, dass es ihnen zuviel wird, und das ist auch OK, denn es ist wirklich zeitaufwändig. Diese fünf haben es aber super durchgezogen und haben alle Veranstaltungen besucht. Alle Achtung!“

Sechs längere Veranstaltungen mit insgesamt 28 Stunden Dauer, die in der Freizeit zu absolvieren waren, gehörten zum Training – die Aktionen reichen vom selbstständigen Steuern einer Straßenbahn auf der Teststrecke bis hin zum Abseilen aus dem Klassenraum, aber natürlich wurde auch vieles über die Gefahren im Straßenverkehr gelernt, und auch ein Erste-Hilfe-Kurs gehörte zum Programm.

In den ersten Wochen teilten sich die vier Schönauer Bus-Mentorinnen dann so auf die verschiedenen Busse auf, dass jede in einem anderen Bus zur Schule fuhr, so dass jede als Ansprechpartnerin für die Fünftklässler zur Verfügung stehen konnte. Radmentor Yannick hatte ein richtiges didaktisches Konzept: „Zuerst bin ich vorausgefahren und habe an Kreuzungen und anderen gefährlichen Stellen angehalten, um wichtige Dinge zu erklären. Später habe ich die Kinder dann vorausgeschickt und habe im Hinterherfahren beobachtet, ob sie alles richtig machen.“

Blümle und Fröhlich zeichneten am 9. Oktober gemeinsam mit dem für die Verkehrserziehung zuständigen Abteilungsleiter Max Schwemlein vom MBG die erfolgreichen Schulweg-Begleiter mit einer Urkunde und kleinen Anerkennungs-Geschenken aus. (We)

„Es war keine Wende. Es war eine friedliche Revolution!“

Mit Rainer Eppelmann (Bürgerrechtler, ehemaliger Bundestagsabgeordneter, ehemaliger evangelischer Pfarrer) besuchte am 9. Oktober ein echter DDR-Zeitzeuge das Max-Born-Gymnasium, um vor den 10. bis 12. Klassen über die DDR, den Mauerfall und seine persönlichen Erfahrungen als Zeitzeuge zu sprechen.

In seiner Begrüßung berichtete Schulleiter Joachim Philipp, wie er als junger Geschichts-Student in Trier vor 30 Jahren staunend vom Mauerfall erfahren habe. Er dankte dem „Minister für Abrüstung und Verteidigung“ der letzten und einzig demokratisch gewählten Regierung der DDR dafür, dass er auf seiner Vortragsreise zum Thema „30 Jahre Mauerfall“ auch in Neckargemünd Station machte. Ermöglicht hatte den Vortrag dieses „Protagonisten der Wendezeit“ die Vermittlung des ehemaligen MDB Prof. Dr. Gert Weisskirchen.

„Wer von Ihnen hat schon einmal in einer Diktatur gelebt?“ fragte Eppelmann zu Beginn seines Vortrags die Oberstufenschüler. Alle Hände blieben unten. Sofort hatte er seine Zuhörerschaft in seinen Bann gezogen. Zunächst beglückwünschte Eppelmann die Jugendlichen dazu, dass sie ihr ganzes bisheriges Leben in einem freiheitlichen Staat zugebracht haben und wünschte ihnen, dass das auch so bleibe. „Der entscheidende Unterschied zwischen Ihnen und mir sind nicht die paar Jahre, die uns trennen. Der entscheidende Unterschied ist, dass ich vergleichen kann zwischen einem Leben in einer Diktatur und in einer Demokratie.“ Nach Ansicht Eppelmanns betrachten viele Menschen Demokratie als zu selbstverständlich und vergessen dabei, dass auch heute noch viele Menschen unter sehr viel schlechteren Umständen leben müssen. Er beschrieb plastisch, welche Einschränkungen das Leben in einer Diktatur birgt, sowie die Gefahr die entsteht, wenn Demokratie als zu selbstverständlich angesehen wird. Am Beispiel der Nazi-Diktatur führte Eppelmann zunächst aus, wie leicht eine extreme Stimmung in der Gesellschaft zu einer – zunächst demokratisch legitimierten – Diktatur führen könne und in direkter Folge zum Krieg. „Hitler wäre sogar noch während des Krieges wiedergewählt worden!“, verdeutlichte er die damals im Land herrschende Stimmungslage. Deutschland konnte sich von der Diktatur nicht selbst befreien, sondern „wir mussten von unseren Gegnern befreit werden.“ Daraus resultierte dann – neben der sich erholenden Bundesrepublik Deutschland in einer demokratischen Ordnung – auch die SED-Diktatur in der DDR, von der Eppelmann im nächsten Kapitel seines Vortrags bereichtete.

„Wenn Sie die Geschichte der letzten hundert Jahre betrachten, können Sie unsere Gesellschaft besser verstehen“, spannte er den Bogen von der Nazi-Diktatur zur DDR. Er erzählte davon, wie man sich nicht seinen eigenen Kleidungsstil aussuchen durfte. So wäre zu DDR-Zeiten die Hälfte der Schüler in der ersten Reihe aufgrund ihrer „kapitalistisch-imperialistischen Bekleidung“, nämlich Blue Jeans, heimgeschickt worden. Nicht einmal die Musik bei Veranstaltungen konnte frei gewählt werden – 70% mussten aus der DDR und anderen sozialistischen Ländern stammen. „Muss det Spaß jemacht ham, nach Musike zu tanzen, die man beschissen fand“, berlinerte Eppelmann.

Auch berufliche Karrieren waren dem jungen SED-Kader vorbehalten, und vor allem konnte man nicht frei seine eigene Meinung sagen. „Viele Menschen haben nur deshalb unter großen Gefahren die DDR verlassen, weil sie mehr Freiheit und Selbstbestimmung wollten!“ Als Bürger Ost-Berlins konnte er die in der DDR verbotenen Westfernsehsender ARD und ZDF empfangen und so jenseits der DDR-Propaganda vom Leben in der Bundesrepublik erfahren und seine eigenen Vergleiche zwischen West und Ost ziehen. Großen Wert legte er auf die Tatsache, dass das Ende der SED-Diktatur in der DDR durch den friedlichen Einsatz der Bürgerrechtler herbeigeführt wurde. „Es war die einzige Revolution ohne Blutvergießen!“ Daher sollte man, seiner Ansicht nach, die Geschehnisse von 1989/90 auch nicht verharmlosend als „Wende“ titulieren, sondern als „friedliche Revolution“ bezeichnen.

Für eine Fragerunde blieb leider nicht allzu viel Zeit, nahm Eppelmann sich doch viel Zeit, die gestellten Fragen der Oberstufenschülerinnen und -Schüler ausführlich zu beantworten. Nach seinen ganz persönlichen Erlebnissen und seinem eigenen Beitrag im Zusammenhang mit dem Mauerfall gefragt, verwies Eppelmann an die von ihm initiierten Friedenskreise in seiner Pfarrgemeinde. Er nannte hier auch die Blueskonzerte in seinen Gottesdiensten, die von bis zu 10 000 Menschen besucht wurden, da ansonsten westliche Musik in der DDR verboten war. Am Tag des Mauerfalls selbst erlebte er persönlich mit, wie der Schlagbaum an der Bornholmer Straße als erster Grenzübergang der DDR geöffnet wurde.

Einer seiner größten persönlichen Wünsche? „Ich möchte 93 Jahre alt werden. Dann könnte ich meiner zweiten Frau sagen: Ich habe ein Jahr länger in der Demokratie als in einer Diktatur gelebt.“ Sein Rat an die Jugendlichen: „Seid glücklich und begreift, dass euer gegenwärtiges Leben kostbar sein könnte. Ihr müsst es nur wollen.“ (Ann-Katrin Kugel/We)