Wie steht es mit der Rücksichtnahme im Straßenverkehr?

Verkehrsdetektive in Neckargemünd

„Am Anfang wussten viele gar nicht so genau, was mit Rücksichtnahme im Straßenverkehr überhaupt gemeint ist“, berichtet Sophia aus der 8a. Diese Frage wurde gleich am Anfang des Verkehrsdetektive-Projekts geklärt, nämlich anhand des §1 der StVO. Vom 3. bis 6. März 2020 führte Michael Fröhlich vom ADFC Heidelberg das Projekt mit allen vier achten Klassen des Max-Born-Gymnasiums durch. Nach einer Einführung durften die jungen Detektivinnen und Detektive selbst den Straßenverkehr beobachten. Sie dokumentierten das Verhalten der Verkehrsteilnehmer mit Listen und Digitalkameras, und befragten auch einige Verkehrsteilnehmer zu ihrem Verhalten und ihren Einschätzungen.  Arbeitsteilig konzentrierten sich die Gruppen auf Fußgänger, Radfahrer, ÖPNV, Autos und die Interaktion aller Verkehrsteilnehmer. Die Ergebnisse ihrer Beobachtungen und eigener Internet-Recherchen stellten sie in Präsentationen vor. Zudem erstellte jede Gruppe ein digitales Plakat, das für mehr Rücksichtnahme im Straßenverkehr warb.

In der Auswertung äußerten die Jugendlichen Kritik am Verhalten der Autofahrenden. Sophie und Marlene (8a) waren überrascht von ihren Ergebnissen: „Wir hätten nicht gedacht, dass die Autofahrer sich selbst so negativ einstufen. Sie wissen also, dass sie leider oft nicht sehr rücksichtsvoll fahren. Aber interessant war doch, dass die meisten sich selbst besser einschätzen als die anderen Verkehrsteilnehmer. Irgendwie kann das ja gar nicht sein. Außerdem sind fünf von 25 beobachteten Autofahrern bei Rot über die Ampel gefahren!“

Felix und Samira (8a) haben auch noch einen Kritikpunkt: „Wir finden unmöglich, dass die Eltern mit ihren großen Elterntaxis die Kinder überall hinfahren. Dann blockieren sie z. B. vor der Grundschule die Gehwege und gefährliche Einmündungen, und die Kinder können nicht sicher über die Straße gelangen. Außerdem fahren viele gerade dort zu schnell.“

Simon (8a) zieht einen Vergleich zu einem Nachbarland: „Ich kenne mich auch in den Niederlanden im Straßenverkehr aus. Dort nehmen alle Rücksicht auf Radfahrer. Hier müssen alle anderen Rücksicht auf die Autofahrer nehmen.“ Felix (8a) stimmt mit einem nüchternen Fazit zu: „Am wenigsten werden die Rechte der Fußgänger beachtet, am meisten die der Autofahrer.“

Daniela (8a) berichtet von der Verkehrsbeobachtung: „Es hat geregnet und es war ziemlich kalt. Dann haben wir uns ins Foyer der Sparkasse gestellt und von dort die Kreuzung beobachtet. So konnten wir aus dem warmen Gebäude alles überblicken, aber selbst nicht gesehen werden. Es war interessant, was wir herausgefunden haben!“

Projektleiter Fröhlich zeigt sich begeistert von der Selbstständigkeit und dem Interesse, mit dem die Klassen arbeiteten und hochwertige Ergebnisse erzielten. Einen Hinweis findet er wichtig: „Es stecken immer Menschen dahinter. Das Auto oder Fahrrad oder auch der Bus wird immer von einem Menschen gefahren, der rücksichtsvoll fahren kann oder auch nicht. Meistens verhält man sich ja so, dass man sich selbst möglichst sicher fühlt.“

Zum Schluss appelliert er an die Schülerinnen und Schüler: „Wenn ihr feststellt, dass z. B. Ampeln schlecht geschaltet sind und man als Fußgänger zu lang warten muss – oder wenn Bus-Abfahrtszeiten nicht zum Schulschluss passen, so dass man nicht mehr sicher zur Haltestelle gelangen kann: Gebt Hinweise an die Stadt oder an die Verkehrsbetriebe. Man wird euch auf jeden Fall zuhören. Auch die Entscheidungsträger sind Menschen und haben schon manchmal aufgrund der Meldung von Schülern Verbesserungen umgesetzt, damit jeder im Straßenverkehr sicher ans Ziel kommt.“

Die Veranstaltung wurde vom Freundeskreis des MBG mitfinanziert – herzlichen Dank! (We)

Von Luftballons und Nothähnen

„Die Trainer haben viele Späße gemacht!“, freut sich Laurie aus der 5b. „Es war auch cool, auf dem Fahrersitz zu sitzen, aber leider sind wir nirgendwo hingefahren.“

Wie trägt man eigentlich den Schulranzen beim Einsteigen in den Bus? Wo kann ich mich im Bus sicher festhalten, wenn ich nur einen Stehplatz erwischt habe? Wie kann man mit der Bustür einen Luftballon zum Platzen bringen (oder sich die Finger einquetschen), und wie kann man mit dem Luftballon die Tür aufhalten?

Diese und ähnliche Fragen besprachen die Herren Blümler, Spatz und die beiden Auszubildenden Lauer und Tofahrn mit den Schülerinnen und Schülern aller fünften Klassen in jeweils zwei Schulstunden am 16. und 17. Oktober 2019. Nachdem über sicheres Verhalten an der Bushaltestelle gesprochen wurde, erlebten die Kinder, dass das Einsteigen ohne Gedrängel viel schneller geht, als wenn alle versuchen, sich gleichzeitig durch die Türen und zwischen den Haltestangen durchzuquetschen. Auch das Verhalten im Bus, in Gefahrensituationen sowie der Umgang mit den anderen Fahrgästen wurde thematisiert: Seit fast 20 Jahren bietet die RNV (bzw. zuvor der Vorgänger HSB) Kindern in den 1. und 5. Klassen diese Möglichkeit, über die Fahrt mit einem Linienbus nachzudenken und wichtige Regeln zu erörtern. Dass der Nothammer eigentlich in deutschen Linienbussen nie zum Einsatz kommt, man aber bei einer Elektronik-Störung die Tür ziemlich einfach mit Hilfe des Nothahns öffnen kann, war auch manchen begleitenden Lehrkräften neu.

Höhepunkt des Programms war, dass jedes Kind auf dem Fahrersitz Platz nehmen und sich aus Fahrer-Perspektive umschauen durfte. Die Fünftklässler stellten fest, dass eine vor dem Bus aufgestellte Pylone im Sitzen gar nicht zu erkennen ist und erkannten die im „toten Winkel“ enthaltene Gefahr.

 

Für einen sicheren Schulweg: Schulwegsbegleiter am MBG

„Toll, dass Yannick uns über die ersten Wochen hinweg in die Schule begleitet hat. Jetzt fühlen wir uns richtig sicher und trauen uns den Weg aus Wiesenbach in die Schule allein zu!“ – So das Fazit der Schulradlergruppe aus Wiesenbach.

Michael Fröhlich vom ADFC organisiert seit Jahren die Radmentorenausbildung am MBG, gemeinsam mit Uwe Blümler vom RNV, der für die Ausbildung in Bezug auf die öffentlichen Verkehrsmittel zuständig ist. Fröhlich war beeindruckt von dem Engagement und der Zuverlässigkeit der vier Busmentorinnen und des Radmentors, die im Verlauf des letzten Schuljahrs ausgebildet wurden und in den ersten Schulwochen ihren Einsatz für die Fünftklässlerinnen und Fünftklässler hatte. „Fast die Hälfte der Schülerinnen und Schüler merkt im Verlauf der Ausbildung, dass es ihnen zuviel wird, und das ist auch OK, denn es ist wirklich zeitaufwändig. Diese fünf haben es aber super durchgezogen und haben alle Veranstaltungen besucht. Alle Achtung!“

Sechs längere Veranstaltungen mit insgesamt 28 Stunden Dauer, die in der Freizeit zu absolvieren waren, gehörten zum Training – die Aktionen reichen vom selbstständigen Steuern einer Straßenbahn auf der Teststrecke bis hin zum Abseilen aus dem Klassenraum, aber natürlich wurde auch vieles über die Gefahren im Straßenverkehr gelernt, und auch ein Erste-Hilfe-Kurs gehörte zum Programm.

In den ersten Wochen teilten sich die vier Schönauer Bus-Mentorinnen dann so auf die verschiedenen Busse auf, dass jede in einem anderen Bus zur Schule fuhr, so dass jede als Ansprechpartnerin für die Fünftklässler zur Verfügung stehen konnte. Radmentor Yannick hatte ein richtiges didaktisches Konzept: „Zuerst bin ich vorausgefahren und habe an Kreuzungen und anderen gefährlichen Stellen angehalten, um wichtige Dinge zu erklären. Später habe ich die Kinder dann vorausgeschickt und habe im Hinterherfahren beobachtet, ob sie alles richtig machen.“

Blümle und Fröhlich zeichneten am 9. Oktober gemeinsam mit dem für die Verkehrserziehung zuständigen Abteilungsleiter Max Schwemlein vom MBG die erfolgreichen Schulweg-Begleiter mit einer Urkunde und kleinen Anerkennungs-Geschenken aus. (We)