Wie es zu Mago und Neri kam: Hintergrund zur Benennung des Exoplaneten

Presserummel am Max-Born-Gymnasium! Am Tag, als das Ergebnis der Online-Umfrage der Internationalen Astronomischen Union bekannt gegeben wird, steht das Telefon nicht still: Sowohl in der Schule als auch bei Frau Dr. Thiering treffen Anfragen um Stellungnahmen und Interviews ein. Bereits am nächsten Tag ist ein halbseitiger Artikel in der Rhein-Neckar-Zeitung erschienen, vom Physik-Kurs gleich interessiert unter die Lupe genommen.

 

Was aber steckt hinter diesem Namen und wie kam es dazu? Physiklehrerin Dr. Inge Thiering berichtet: „Vier Schülergruppen unseres Max-Born-Gymnasiums haben mitgemacht. Der Vorschlag, der sich nun durchgesetzt hat, ging aus einer Zusammenarbeit zwischen meinem zweijährigen Physikkurs der Kursstufe und meinem letztjährigen Astronomiekurs hervor.“

Im Juli – also kurz vor Schuljahresende – wurde der Wettbewerb ausgerufen, mit einem Einsendeschluss am 20. 9., kurz nach Schuljahresbeginn in Baden-Württemberg. Ein klarer Wettbewerbsnachteil für die teilnehmenden Schulen aus dem Südwesten, der aber das MBG nicht abschrecken konnte.

Viele der Schülerinnen und Schüler der Schule engagieren sich im Umwelt-, Natur- und Klimaschutz. Daher war schnell klar, dass es ein Name mit einem derartigen Bezug sein sollte. Thiering weiter: „Unsere Schülerschaft ist sehr aktiv bei der Bewegung ‘Fridays for Future’, und auch unsere Schule als Ganzes engagiert sich im Klimaschutz, mit Schulprojekten wie ‘Klimawandel findet Stadt’. Daher wollten die Schülerinnen und Schüler einen Namen finden, der nicht nur wohlklingend, sondern auch bedeutungsvoll und für solche großartigen Weltraumobjekte angemessen sein sollte.“

Ausgangspunkt für die Recherche war die Verortung des Sterns im Sternbild Giraffe. Thiering: „Meine Schülerinnen und Schüler wussten bereits, dass auch Giraffen unter dem Klimawandel leiden und auf der Roten Liste der aussterbenden Arten stehen. Wir fanden in Äthiopien einen Nationalpark namens Mago, der speziell zum Schutz von Giraffen und anderen Großsäugetieren (Elefanten, Büffel etc.) gegründet wurde. Ein wichtiger Fluss in dem Nationalpark heißt Neri.  Er ist auch gleichzeitig die Grenze zwischen diesem Nationalpark und der angrenzenden Wüste, sozusagen das Ende der bewohnbaren, also ‘habitablen’ Zone, die bei Exoplaneten eine große Rolle spielt. Die Schülerinnen und Schüler möchten damit auch auf die Bedrohung verschiedenster Arten und Ökosysteme durch den Klimawandel hinweisen.“

Die Jury fand den Vorschlag überzeugend genug, um ihn zu den insgesamt fünf Finalisten zu zählen. Bis Mitte November konnte die Öffentlichkeit dann online abstimmen, welcher der Vorschläge umgesetzt werden sollte, und am 17. 12. 2019 wurde das Ergebnis bekannt gegeben. Diese Abstimmung entschied das Max-Born-Gymnasium mit großem Vorsprung für sich: Von 8720 abgegebenen Stimmen holte der Neckargemünder Vorschlag ganze 3414, fast 40%.

Thiering sieht in diesem Erfolg auch eine Stärkung des Zusammenhalts an der Schule und in der ganzen Region: „Ich möchte mich bei unseren vielen SchülerInnen und Schülern, ihren Familien und bei unserem Lehrerkollegium und Freunden bedanken, die sich für den Vorschlag begeisterten und unterstützten, und bei der IAU und dem Haus der Astronomie, dass sie solch schöne Wettkämpfe für SchülerInnen ausrichten. Wir vom Max Born Gymnasium freuen uns, dass einer der Sterne am Himmel und sein Exoplanet von unserer Region benannt wurden. Dass wir nun ganz Deutschland mit unserem Namensvorschlag repräsentieren dürfen, ist uns natürlich eine große Ehre.“ (We)

 

 

Das Max-Born-Gymnasium: Eine ausgezeichnete Schule!

Zum dritten Mal in Folge als MINT-freundliche Schule geehrt

121 Schulen aus Baden-Württemberg wurden am 11.Oktober 2019 als „MINT-freundliche Schule“ ausgezeichnet. Das Max-Born-Gymnasium Neckargemünd war bereits zum dritten Mal in Folge erfolgreich dabei, als diese Schulen für ihre Exzellenz im MINT Bereich im Verbandsgebäude der Arbeitgeber Baden-Württemberg in Stuttgart geehrt wurden.

Die Ehrung der „MINT-freundlichen Schulen“ in Baden-Württemberg steht unter der Schirmherrschaft von Kultusministerin Dr. Susanne Eisenmann und der Kultusministerkonferenz (KMK).

„Die ausgezeichneten Schulen begeistern junge Menschen für die MINT-Berufe und stärken die Ausbildung junger MINT-Nachwuchskräfte. Damit setzen sie das zentrale Anliegen der Landesregierung, die Bildung von Kindern und Jugendlichen in den MINT-Fächern zu fördern, vorbildhaft um“, sagt Michael Föll, Ministerialdirektor im Kultusministerium, und fügt an: „Diese Schulen bieten einen fruchtbaren Nährboden, auf dem die MINT-Expertise von Schülerinnen und Schülern gut gedeihen kann. Diese wiederum schlüpfen mit ihrem Wissen und ihren Fähigkeiten in eine Multiplikatorenrolle, um für Naturwissenschaften, Mathematik und Technik zu werben. Und am Ende profitiert der gesamte Südwesten von diesem MINT-Ruck. Denn dieser hilft, den digitalen Wandel sowie die technologischen Herausforderungen zu meistern und trägt zum Erfolg einer Region in der Zukunft bei. Auch daher gilt unser Dank den Schulleitungen, Lehrkräften und Schülern für deren Engagement.“

Verliehen wird die Auszeichnung von der Initiative »MINT Zukunft schaffen«. Die Initiative will Lernenden und Lehrenden in Schulen und Hochschulen sowie Eltern und Unternehmern die vielfältigen Entwicklungsperspektiven, Zukunftsgestaltungen und Praxisbezüge der MINT-Bildung nahebringen und eine Multiplikationsplattform für alle bereits erfolgreich arbeitenden MINT-Initiativen in Deutschland sein.

Unter der Federführung der Lehrerin für Physik, Mathematik, IMP und NWT, Dr. Inge Thiering, hatte eine Gruppe von sechs Kolleginnen und Kollegen erneut eine umfassende Bewerbung eingereicht. Wesentliche Schwerpunkte der naturwissenschaftlichen Arbeit am MBG Neckargemünd waren in den letzten Jahren das Projekt „Klimawandel findet Stadt“ unter der Leitung von Florian Günzel, sowie das NWT Projekt „Astronomische Beobachtungstechniken“ von Dr. Inge Thiering. (We)

 

Erfahrungen in der Stratosphäre

In einem mitreißenden und anschaulichen Vortrag berichtete Dr. Inge Thiering, Mathematik- und Physiklehrerin am Max-Born-Gymnasium Neckargemünd, am 18. Januar 2018 über ihre Erfahrungen an Bord von SOFIA – dem Stratosphären Observatorium Für Infrarot Astronomie.

Anhand vieler Grafiken, Fotos und Video-Sequenzen erklärte die engagierte Lehrerin, die selbst viele Jahre in der Forschung tätig war, weshalb gerade die Infrarot-Beobachtung unabdingbar in der Astronomie ist, wie das Teleskop, ein Meisterwerk deutscher Ingenieurskunst, aufgebaut ist, wie es trotz des wackeligen Fluges exakte Aufnahmen machen kann und mit welchen technischen Schwierigkeiten tagtäglich an Bord von SOFIA gekämpft wird.

Die Zuhörer erlebten mit, wie Dr. Inge Thiering zunächst in Stuttgart ein Astronautentraining und eine Einweisung erhielt und dann zum Armstrong Flight Research Center der NASA in Palmdale, Kalifornien, reiste. Dort startet SOFIA zu den Beobachtungsflügen. In einer Flughöhe von bis zu 15 km können Sternentstehungsgebiete und Galaxien beobachtet werden, wie es nie vom Erdboden aus möglich wäre, denn die umgebaute Boeing 747 SP fliegt über die Tropopause hinaus in den unteren Bereich der Stratosphäre und lässt somit 99,9% des atmosphärischen Wasserdampfes unter sich, welcher die Infrarotstrahlung der Himmelsobjekte absorbieren würde. Doch bis SOFIA täglich starten kann, müssen einige Hürden überwunden werden. Alle technischen Bereiche müssen zunächst überprüft werden. Wenn auch nur eine der tausenden Kontrollleuchten blinkt, muss der Flug abgesagt werden. Dies musste Dr. Inge Thiering gleich zu Beginn erleben, doch am zweiten und dritten Beobachtungstag hat sie Glück: Der (weibliche) Mission Director gibt sein OK und SOFIA hebt ab in die Stratosphäre. Dr. Inge Thiering beschreibt das unglaubliche Gefühl, das man so hoch oben bekommt: „Man merkt, dass unsere Erde so klein und verwundbar ist mit ihrer dünnen Atmosphäre und wie wichtig der Umweltschutz ist.“ Der Gefahren, denen sie sich bei diesen Flügen aussetzt, wird sie sich erst im so genannten „Coffin Corner“ bewusst, als SOFIA aus Forschungszwecken noch höher aufsteigen muss als normalerweise vorgesehen und die Piloten erzählen, dass sie noch nie zuvor so hoch oben waren.

Ebenso wie die drei anderen deutschen Lehrer bekam auch Dr. Inge Thiering während des Fluges eine kleine Forschungsaufgabe, doch das Wichtigste ist das Dabeisein, das Mitfiebern und das Erleben von neusten Forschungsschwerpunkten und -methoden. Dafür nahm die engagierte Kollegin ein extrem straffes Programm mit täglich maximal zwei Stunden Schlaf sowie den Jet-Lag vorher und hinterher gerne in Kauf. Nicht ohne Grund erhielten die vier deutschen Lehrer vorher einen Kurs in „How to deal with fatigue“ – was so viel heißt wie „wie überwindet man Müdigkeit und Erschöpfung“.

Durch einen Blog blieb die engagierte Lehrerin während der gesamten Zeit mit dem Max-Born-Gymnasium in Kontakt, wodurch der wissenschaftliche Flug zum Schulevent wurde, an dem alle teilhaben konnten. Durch den öffentlichen Vortrag teilte Dr. Inge Thiering ihre spannenden Erfahrungen nicht nur mit der Schulgemeinschaft, sondern auch mit den vielen Interessierten, die gekommen waren.